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Andrew Cotton-Above Media

Video

Blick hinter die Kulissen von Nazaré – Interview mit Fotograf Luis de Sá

Fotograf und Nazaré-Local Luis de Sá berichtet, was ihn an dem berüchtigten Spot so fasziniert

Foto: Above Creators

Wenn es um das majestätische Nazaré geht, haben wir sofort Bilder großer Wellen im Kopf, die nur von einer kleinen Elite von Big-Wave-Surferinnen und -Surfern beherrscht werden. Doch hinter dem Surfen steckt viel mehr Logistik, Planung, Sicherheit und Training als wir denken. Dass gerade an dem portugiesischen Ort so riesige Wellen auf die Küste treffen, liegt an einem Unterwasser-Canyon.

Der Spot fasziniert und es gibt nur wenige die behaupten können, die Welle tatsächlich zu kennen. Einer, der dazugehört, ist der Fotograf Luis de Sá aka Ben von Above Media. Er ist ein echter Local, geboren und aufgewachsen in Nazaré. Er kennt die Welle bis ins kleinste Detail und ist sie ziemlich oft gesurft. Diese besondere Verbundenheit gibt ihm einen Blickwinkel für Aufnahmen, die er in seinem Showreel präsentiert.

Das Video zeigt seine vergangen Jahre in Nazaré, die Aufnahmen lassen das Herz schneller schlagen und wir spüren subtil das Adrenalin des Chaos‘ mit. Wir haben Ben getroffen, um noch mehr Details zu erfahren.

Deine neue Veröffentlichung zeigt die Schönheit von Nazaré, erzähl uns etwas über dein Showreel!
Also ja, es ist nicht nur das Besondere von Nazaré selbst, sondern auch das der Wasseraufnahmen. Und natürlich die schöne Kombination aus beidem, Nazaré aus dem Wasser heraus gefilmt. Wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt, ist das die schwierigste Situation, in der man filmen kann.

Man sitzt auf dem Hintersitz eines Jetskis, fährt zwischen den Kämmen hindurch und versucht, vor den gigantischen Wellen scharf zu stellen. Das gibt Adrenalinstöße, aber ich mache es wirklich gerne. Ich möchte der Welt einfach zeigen, was ich tue und ich finde, dieser Film zeigt das sehr gut.

Erzähl uns etwas über dich, was ist deine Verbindung zu Nazaré?
Ich bin 31 Jahre alt, Videofilmer und angehender Filmregisseur. In Nazaré bin ich geboren und aufgewachsen und deshalb mit meiner Heimat so verbunden. Als Bodyboarder surfe ich seit 1999 in Nazaré, zusammen mit vielen anderen Einheimischen. Einige von ihnen schon deutlich vor mir. Wir waren schon hier, lange bevor Nazaré berühmt wurde und haben immer an das Potenzial von Nazaré geglaubt.

Als Bodyboarder habe ich mich nie für das „Surfen von Riesenwellen“ interessiert, aber ich immer gerne zugesehen und wollte dabei sein. Heute habe ich meinen Platz in der Big-Wave-Szene von Nazaré gefunden und ich liebe es, dieses Risiko einzugehen, nämlich diese Wellen vom Wasser aus einzufangen.

 

 

Nazaré-Luis de Sá
Foto: Above Creators , Welle und Steine in Nazaré

Was inspiriert und motiviert dich, die Wellen in Nazaré zu fotografieren? Kann man sagen, dass du süchtig nach Adrenalin bist oder was ist so faszinierend an diesem Spot?
Das ist eine gute Frage. Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich nicht nur motiviert bin, im Wasser zu drehen, sondern auch, gute Surf-Filme zu produzieren. Ich spreche von Regie, Schnitt und Dreharbeiten an Land oder im Wasser. Aber das Filmen im Wasser hat etwas Besonderes. Natürlich macht das Risiko alles interessanter, aber was mich wirklich motiviert, ist nicht das Adrenalin, sondern der künstlerische Aspekt.

Früher verbrachte ich die meiste Zeit damit, zusammen mit Hunderten von anderen Videofilmern auf den Klippen zu filmen, und ich versuchte, meine Ortskenntnisse zu nutzen und differenzierte Blickwinkel einzubringen. Aber ich wusste immer, dass mein Platz im Wasser ist. Dort kann ich mehr Optionen ausloten und nie gesehene Bilder von Nazaré zeigen. Das ist es, was mich als Künstler wirklich erfüllt.

Da draußen zu sein, sieht verrückt aus. Wem vertraust du dein Leben an, wenn du auf dem Jetski oder im Wasser bist?
Du hast recht, es sieht wirklich verrückt aus. Man braucht einen Jetski-Fahrer, dem man sein Leben anvertrauen kann. Es ist einer meiner besten Freunde, Dino Carmo aus Nazaré. Sein Job ist wirklich sehr wichtig. Er ist die Person, die nicht nur für meine Sicherheit sorgt, sondern mich auch an den richtigen Ort bringt, um diese Bilder einzufangen.

Da draußen zu sein ist einfach wahnsinnig. Es ist sogar schwer in Worte zu fassen. Es braucht Zeit, bis man sich zurecht findet. Ich erinnere mich an die ersten Versuche, bei denen ich so besorgt um die Sicherheit war, dass ich mich nicht auf die Kameraeinstellungen konzentrieren konnte. Stell dir vor, eine 20 Meter hohe Welle bricht vor dir, du bist dann absolut am Limit! Jetzt musst du einen guten Bildausschnitt und die richtige Belichtung finden, die Aufnahme stabilisieren und nicht vergessen, auf Rec. zu drücken. Mach dir keine Sorgen um die Welle, dein Fahrer ist für dich da. (lacht)

Vinicius dos Santos-Foto-Luis de Sá
Foto: Above Creators , Vinicius dos Santos

Drehst du nicht nur vom Jetski aus, sondern schwimmst du auch raus, um noch näher am Geschehen zu sein?
Ja, ich schwimme, um näher heranzukommen und andere Aufnahmen zu machen, aber nicht, wenn es extrem ist. Ich wäre nach kurzer Zeit nicht mehr am leben. Ich mache es, wenn die Bedingungen stimmen und das Meer es zulässt. Nicht nur in Nazaré, sondern an jedem anderen Spot.

Du hast sicher schon einige schwere Wipeouts erlebt. Was war der schlimmste Moment?
Ja, ich habe ein paar miterlebt. Vom Wasser aus gesehen, war der gruseligste Momentvon allen der Wipeout von Pedro Scooby 2019. Er war nur wenige Meter von uns entfernt, wir fuhren gerade aus der Gefahrenzone raus und er stürzte direkt vor uns, ich sah sein panisches Gesicht. Noch schlimmer war die Zeit, die er brauchte, um an die Oberfläche zu kommen – und der ganze Lärm danach. Wir dachten, er sei tot. Davon habe ich immer noch Albträume.

Wenn ein großer Swell vorhergesagt wird, wie sieht dann deine Vorbereitung aus? Kannst du uns einen Drehtag beschreiben?
Ja, sicher. Es fängt also alles damit an, dass man sich die Vorhersage ansieht und einen Sturm für eine mögliche massive Brandung ausmacht. Dann rufen wir ein paar Freunde an, um ihre Meinung einzuholen. Wenn wir uns ziemlich sicher sind, dass die Aktion stattfinden wird, ist es an der Zeit, die Ausrüstung vorzubereiten. Wir müssen sicherstellen, dass alles für den Tag bereit ist, dass die Batterien aufgeladen und die Objektive sauber sind, die Kamera und das Wassergehäuse bereit sind und natürlich auch die gesamte Logistik. Es ist sehr wichtig, sicherzustellen, dass der Jetski in Ordnung ist.
Mein Ding ist es, so viel wie möglich vorzubereiten, so dass der Tag fast auf Autopilot läuft.
Dann mache ich einfach das, was ich mir vorstelle, und versuche, die Nerven und die Angst zu kontrollieren. Und der wirklich glückliche Moment ist nach der Session, wenn wir sicher an Land sind und uns das Filmmaterial ansehen. Das ist Ekstase!

Sebastian Steudtner Foil Backflip-Luis de Sá
Foto: Above Creators , Sebastian Steudtner Foil Backflip in Nazaré

Hast du das Gefühl, dass sich Nazaré in den letzten Jahren verändert hat? Besonders die Big-Wave-Szene?
Ja, natürlich. Seitdem das ganze Big-Wave-Ding in Nazaré um 2010 mit Garrett McNamara angefangen hat. Nazaré ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Ort. Vorher kannten nicht viele Leute ihn, jetzt ist es DAS Big-Wave-Surfing-Mekka! Es gibt gute und schlechte Dinge daran. Ich versuche, mich auf die guten zu konzentrieren. Eines ist sicher, dieses neue Nazaré hat der dortigen Gemeinschaft viele Möglichkeiten eröffnet. Wenn der Wellengang einsetzt, arbeiten viele Einheimische in verschiedenen Projekten. Entweder bei der Sicherheit, beim Jet-Ski-Fahren, beim Filmen usw.

Wer ist deiner Meinung nach der beste Surfer in Nazaré?
Es gibt eine Menge guter Surfer da draußen. Aber für mich besteht kein Zweifel daran, dass Lucas Chumbo das Highlight in Nazaré ist. Er verhält sich in Riesenwellen, als würde er eine 2-Meter-Welle surfen. Es macht wirklich Spaß, ihm zuzusehen, und man hat das Gefühl, dass alles passieren kann.
Wenn Kai Lenny in die Stadt kommt, ist auch Showtime angesagt. Ich glaube, wenn er mehr Zeit hier draußen verbringt, könnte er wirklich verrückte Sachen machen.

Welcher Big-Wave-Spot steht auf deiner Wunschliste?
Ich habe ein paar. Mein Traum ist es, alle Big-Wave-Spots der Welt zu dokumentieren.
Also Teahupoo, Jaws, Shipstern Bluff, Mavericks, Mullaghmore Head, Cloudbreak und die Liste geht weiter und weiter. Aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, würde ich Teahupoo auf Tahiti sagen.

Luis de Sá-Nazaré
Foto: Above Creators, Fotograf Luis de Sá beim Bilder anschauen
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