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Michael Eichner

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URBAN EDEN – Im Interview mit Michael Eichner über seinen neuen Eisbach Edit

Mit “Urban Eden” hat der Münchner Filmemacher und Surfer Michael Eichner ein ungewöhnliches Projekt realisiert: ein narrativloser Surffilm, der sich voll und ganz dem Eisbach widmet – einer urbanen Welle mitten in München, die längst international bekannt ist. Im Interview spricht Michi über die Idee hinter dem Film, den kreativen Prozess, seine besondere Beziehung zum Eisbach und die aktuelle Situation rund um die vorübergehende Sperrung.

Michael Eichner

Michi, du bist seit vielen Jahren Teil der Eisbach-Community. Was macht diesen Ort für dich persönlich so besonders?

Es klingt vielleicht abgedroschen, aber nach einem stressigen Arbeitstag gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als mir eines meiner Boards zu schnappen, aufs Rad zu steigen – am besten mit der Abendsonne im Rücken – und zum Eisbach zu fahren, um mir dort den Kopf freizuspülen. Dass man das grundsätzlich – außer jetzt gerade – zu jeder Tages- und Nachtzeit völlig kostenlos und in einer wunderschönen Umgebung tun kann, ist für uns in München wirklich ein riesiges Privileg. Ein kleines Stück urbanes Paradies eben – das spiegelt sich ja auch im Titel des Films wider.

Ursprünglich hattest du gar nicht geplant, einen Film aus deinem Footage zu machen. Wann kam der Punkt, an dem du gemerkt hast: „Daraus kann mehr entstehen“?

Das war tatsächlich eine ziemliche Achterbahnfahrt. Im ersten Sommer war ich so motiviert zu filmen, dass ich mehr gefilmt habe, als selbst zu surfen. Dabei wurde mir schnell klar, dass das Material zu umfangreich ist, um es einfach in ein paar Social-Media-Clips zu verpacken. Einige ermutigende Worte von Fotograf*innen und Filmschaffenden haben mich schließlich dazu inspiriert, ein größeres Projekt anzugehen. Die erste Schnittfassung scheiterte jedoch an der Lizenzierung des Soundtracks – das Material verschwand dann erst mal für eine Weile in der Schublade. Später hörte ich San Antonio Kid auf einem kleinen Festival – und schrieb ihnen am nächsten Tag eine E-Mail. Sie haben mir völlig unkompliziert einen ihrer Songs für den Film zur Verfügung gestellt. Ab da nahm alles richtig Fahrt auf – und führte zur finalen Version, wie sie jetzt online steht.

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Urban Eden ist bewusst kein Doku-Format wie Keep Surfing, sondern ein klassischer, narrativloser Surffilm. Was war dir bei der filmischen Umsetzung besonders wichtig?

Ich fand es von Anfang an spannend, dass es – obwohl der Eisbach weltberühmt ist – noch keinen Surffilm in diesem Format gab. Es gibt Tausende Surffilme vom Meer, aber meines Wissens hat sich bisher niemand die Mühe gemacht, einen nicht-dokumentarischen Kurzfilm ausschließlich mit Aufnahmen vom Eisbach zu realisieren. Ich wollte mit den Stilmitteln vor allem die Stimmung transportieren, die ich selbst beim Surfen dort empfinde.

Viele der im Film gezeigten Surfer*innen sind bekannte Gesichter der Szene. Wie bist du bei der Auswahl des Materials und der Personen vorgegangen?

Im Sommer war das ganz einfach: Der Bach ist an heißen Tagen so voll mit talentierten Leuten, dass ich nur auftauchen und auf „Record“ drücken musste, um gutes Material zu bekommen. Im Winter war das etwas anders – da haben wir uns über eine WhatsApp-Gruppe verabredet, denn bei -3°C Luft- und etwa 4° Wassertemperatur wird man doch etwas weniger spontan. Die Auswahl hat sich also fast von selbst ergeben: Wer Lust hatte, früh morgens bei bestem Licht zu shooten, ist entsprechend öfter im Film gelandet.

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Du arbeitest hauptberuflich als VFX Artist für große Produktionen. Wie unterscheidet sich Urban Eden von deiner täglichen Arbeit – und was hat dir dieser kreative Freiraum bedeutet?

Urban Eden war für mich ein Projekt voller kreativer Freiheit – ich konnte von Anfang bis Ende alles selbst entscheiden. Das war anfangs fast einschüchternd, letztlich aber unglaublich erfüllend. In meinem Job arbeite ich auf sehr hohem Niveau, bin dabei aber oft nur ein kleines Zahnrad im großen Getriebe. Mit diesem Film konnte ich das Medium Film auf eine ganz andere, spielerische Weise erleben. Das hat riesig Spaß gemacht.

Die Stimmung des Films ist ruhig, fast meditativ – im Kontrast zur Hektik des urbanen Raums. War das bewusst gewählt?

Ja, definitiv. Ich wollte vor allem die innere Stimmung zeigen, die ich beim Surfen am Eisbach empfinde – und die ich oft mit nach Hause nehme. Diese ist eben nicht hektisch, sondern klar und geordnet – wahrscheinlich auch durch die körperliche Erschöpfung und das kalte Wasser. Dass der Eisbach ein ruhiger, fast magischer Ort mitten in der Stadt ist, war natürlich auch ein wichtiger Aspekt bei der Namenswahl.

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In Zeiten von Reels und TikToks wirkt ein klassischer Surffilm fast wie eine Gegenbewegung. Wie siehst du das Verhältnis von flüchtigem Content zu langfristigen Projekten?

Social Media war natürlich der erste Weg, um die besten Aufnahmen zu teilen. Wie viele Kreative habe ich aber eine ambivalente Haltung dazu: Einerseits ist es der direkteste Weg zur Zielgruppe, andererseits sind diese Clips oft extrem kurzlebig. Nach ein paar Swipes weiß man kaum noch, was man gesehen hat. Als Filmemacher möchte ich Filme machen – keine Clips. Auch das Format ist für den Eisbach ungeeignet: Die Welle entfaltet erst im Widescreen ihre volle Wirkung. Ich hoffe, dass die Bilder von Urban Eden den Zuschauer*innen ein wenig länger im Gedächtnis bleiben.

Der Eisbach wurde nach einem tragischen Unfall vorübergehend gesperrt. Wie hast du diese Nachricht aufgenommen – und wie erlebst du die Stimmung in der Community?

Der Unfall kam für alle völlig unerwartet. Seit den 80ern wird im Eisbach gesurft – da ist es kaum zu glauben, was alles zusammenkommen musste, damit so etwas passiert. Die Anteilnahme bei der Trauerfeier war riesig, obwohl die Identität der Surferin auf Wunsch der Familie nicht öffentlich gemacht wurde. Ich bin sehr positiv überrascht, wie respektvoll und besonnen sich die Community verhält. Natürlich wünschen sich alle, bald wieder surfen zu können – aber bisher verläuft alles ruhig und sachlich. Ich habe das Gefühl, dass die Szene der Stadt vertraut, dass die Welle nach Abschluss der Ermittlungen bald wieder geöffnet wird.

Und abschließend: War Urban Eden für dich ein einmaliges Projekt – oder juckt es dich schon in den Fingern, das nächste zu drehen?

Im Moment bin ich einfach nur froh, dass der Film nach einigen Jahren und Unterbrechungen fertig ist. Ich möchte mich nicht ausschließlich auf Eisbach-Footage beschränken, aber die Kombination aus Riversurfen und Film ist für mich extrem spannend – und ich werde sicher immer wieder mit der Kamera dort oder an anderen Wellen auftauchen. Mein Equipment ist jedenfalls einsatzbereit – und soll definitiv nicht verstauben!

Perfekt. Hier nun der Film. Viel Spaß damit!

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