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Interviews

AUF & DAVON: Lena Wendt (N)irgendwo in Afrika

Die Lebensgeschichte von Lena Wendt liest sich wie ein Abenteuer-Roman.

Direkt nach dem Abi ging es nach Australien, Neuseeland, Asien, dann zum Studium nach Südafrika und ein Job bei einem Reisemagazin. Als Übersetzerin auf einem Überlandtruck durch Namibia, Botswana und Simbabwe. Backpacking durch Ruanda, Uganda, Ähtiopien, Dschibouti. Vox Tours Reporterin in Südafrika. Zwei Jahre mit dem Land Rover durch 14 Länder Westafrikas nun über einige Umwege glücklich verheiratet in Marokko, hat sie ein zweites Buch geschrieben DANKE AFRIKA, was gerade rausgekommen ist.
Wahnsinn, oder? Klingt genau nach dem richtigen Stoff für unsere Rubrik AUF & DAVON, in der wir euch Auswanderer vorstellen, die wegen dem Surfen losgezogen sind, um am Meer zu leben.

Hallo Lena, einige unserer Leser:innen kennen dich schon von deinem Filmprojekt REISS AUS und es hat sich seit dem viel getan, aber ganz kurz zu dem damaligen Projekt. Ihr hattet den Film über ein Crowdfunding finanziert und wie ging es dann weiter?

Wir haben ein kleines Team um uns herum versammelt aus lieben alten Kollegen und neuen Freunden und haben einen zwei Stunden langen Kinofilm mit eigenem Soundtrack geboren, mit dem wir dann ein Jahr lang durch ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs waren.
Zur ausverkauften Kinopremiere in Hamburg hat Rüdiger Nehberg eine Rede gehalten und N´faly Kouyaté, ein bekannter Griot aus Guinea gespielt. Ich kann das bis heute nicht fassen. Wir haben auf der Tour durch die Kinos 42 000 Kilometer zurückgelegt, ebenso viel wie damals in zwei Jahren durch Westafrika. Wir haben unsere Heimat ganz neu kennengelernt, haben die Nächte wild gecampt oder bei Freunden geschlafen.

Wir haben mit über 25 000 Menschen persönlich gesprochen und sicher mehr als die Hälfte davon in den Arm genommen. Wir haben so viel Unterstützung bekommen und durch eine Tauschaktion, bei der du Postkarten und Poster gegen eine Spende Tauschen konntest, haben wir 50 000 Euro zusammen bekommen. Mit dem Geld konnten wir für Rüdiger Nehbergs Verein Target e.V, der sich gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen einsetzt, ein Aufklärungsfahrzeug für Guinea-Bissau kaufen, haben eine Schulküche bauen und ausstatten können für das Nachhilfeprojekt in Mauretanien, das auch im Film und meinem ersten Buch vorkommt.

Wir konnten die Tierschutzorganisation einer Freundin in Marokko unterstützen einen Zaun zu bauen, damit hunderte von Hunden endlich Auslauf bekamen, haben Robert, einem Trommlerfreund aus Ghana, eine Ausbildung zum Imker bezahlen können, der heute selbst im Bienenschutz unterwegs ist, indem er Landwirte aufklärt und Ihnen zeigt, wie wichtig die Bienen für ihre Ernte sind und wir haben Simon, einem anderen Trommlerfreund eine Ausbildung zum Kameramann finanzieren können. Der ganze Film und alles drum herum war so ein Herzensprojekt, an dem so viele Menschen mitgewirkt haben, ich feiere das bis heute.
Der Film lief auf einigen Festivals, unter anderem in Kenia. Da wir eine deutsche und auch englische Version gemacht haben, die es bis heute auf Amazon gibt, kriegen wir immer wieder auch Nachrichten aus afrikanischen Ländern, zuletzt Kenia und Nigeria, die ihn gesehen haben und ihre Freude darüber mit uns teilen. Das ist so geil! Wir wollten mit dem Film dem Kontinent und all den Menschen die uns immer so selbstverständlich aufgenommen haben etwas zurückgeben und uns alle ein Stück näher zusammenrücken lassen. Und ich denke das haben wir geschafft ;).

Wow. Das klingt wirklich beeindrucken. Afrika scheint es dir angetan zu haben und es zieht dich immer wieder dorthin zurück. Wieso genau Afrika und was fasziniert dich am meisten?

Die Energie des Kontinents. Eine erdige Energie. Ich spüre meine Füße hier, fühle Wurzeln und mein Herz ist lebendig. Was auch am Lachen am Leben der Menschen dort liegt.

Für meine Kids ist Afrika immer das Land der Tiere und sie wollen unbedingt dort hin. Welche Ecke des Kontinents würdest du Afrika-Neulingen empfehlen?

Als Einsteiger mit Kids würde ich sagen: auf nach Gambia, Ghana, Marokko, Ruanda, Namibia oder Südafrika. Einfach weil diese Länder sehr simpel zu bereisen sind, englisch sprachig und du bezahlbare Unterkünfte mit einem Komfort findest, der dir vielleicht als Familie wichtig ist.

Als Alleinreisender, der einfach Lust hat mit und wie die Locals unterwegs zu sein würde ich auch sagen, Äthiopien, Uganda, Sierra Leone, die Elfenbeinküste, Senegal …Aber all in all: In jedem der 25 afrikanischen Länder, in denen ich bislang war, ist es wunderschön, alle Länder sind wahnsinnig gastfreundlich, du bist überall willkommen, mit Kindern sowieso. Freunde von mir sind gerade mit ihren zwei kleinen Kids 3 Monate in Tansania. Gefällt allen super.

Danke für die Tipps. Normalerweise stellen wir in diesem Format klassische Surf-Auswanderer vor, die losgezogen sind, um am Meer zu leben. Bei dir ist es ein wenig anders, denn du hast eigentlich gar keinen fixen Ort, an dem du dich niedergelassen hast, oder?

Corona hat mich dazu genötigt mal eine Weile still zu stehen. Es an einem Ort auszuhalten und hier in Marokko ein wenig zu wurzeln. Ich hatte eigentlich gerade erst ein Dschungel Grundstück an einem Surfstrand in der Elfenbeinküste gemietet, wollte da ein Umwelt- und Surfprojekt starten. Bin von da aus nach Gambia um Freunde zu besuchen und mehr über afrikanischen Tanz und Trommeln zu lernen, dann kurz eine Woche nach Deutschland um meine Ausbildung in Gewaltfreier Kommunikation abzuschließen und dann von dort aus nach Marokko, wo ich ein Surf und Yoga Retreat gegeben habe und im Anschluss gerade noch Freunde besuchen wollte, als der Lockdown kam.

Meinen über 40 Jahre alten Camper, in den ich ziehen wollte, hatte ich gerade erst gekauft und zurecht gemacht. Der stand nun bei meinen Eltern und hat auf mich gewartet. Meine Straßenhündin aus Marokko, mit der ich in das Auto ziehen wollte, hatte ich für die Zeit der Reise bei meiner Schwester gelassen. Hund und Auto hätte ich gern während des Lockdowns bei mir gehabt. Ich konnte mir allerdings null vorstellen nach Deutschland zu gehen und dann dort festzusitzen.

Schon verrückt, ich hatte als ich das letzte Mal mit meiner Hündin und dem Auto in Deutschland unterwegs war die ganze Zeit das Gefühl, wir bleiben nicht zusammen. Und jetzt weiß ich warum. Sie und meine Schwester sind ein großartiges Team und gehören einfach zusammen. Mal sehen, was noch mit dem Auto passiert. Zum Glück kennt meine Familie mich mittlerweile und war mir nicht böse, als ich Ihnen mitgeteilt habe, dass ich hierbleibe. Die Ebola Epidemie zu deren Zeit ich damals in Westafrika unterwegs war, hätte mich lehren können, wie lange die Pandemie wohl dauern könnte. Aber irgendwie habe ich das verdrängt.

Ich bin jetzt 2,5 Jahre ununterbrochen hier. Erst illegal, dann illegal ohne Pass, dann ohne Auslandskrankenversicherung, die mich nach einem Jahr einfach rausgeschmissen hat. Dafür dann irgendwann mit einem halbtoten Hund, den ich am Strand gefunden habe und der nun mit mir lebt und jetzt auch Ehemann.
Und von daher würde ich sagen, momentan habe ich einen fixen Ort. Ansonsten sind neben Mann und Hund, das Meer und die Wellen meine Fixpunkte.

Die Pandemie hat uns alle ziemlich hart erwischt, aber bei dir als Travel Nomade war das sicherlich nochmal eine andere Hausnummer. Wie genau hast du es erlebt?

Es ist mir anfangs sehr schwergefallen zu akzeptieren, dass unsere Freiheit so sehr beschnitten wurde. Ich meine es war ja kaum noch Freiheit über. Wir hier rund um Agadir, durften eine Weile überhaupt nicht mehr vor die Haustür. Nur zum Einkaufen oder um in die Apotheke zu gehen. Und dabei habe ich kaum Nachbarn und den Strand genau vor der Tür. Der wurde in dieser Zeit ausschließlich von den Tieren genutzt, die zum Großteil freigelassen wurden, weil niemand mehr Geld hatte um sie zu füttern. Und so war ich neidisch auf Esel, Pferde, Hunde und Katzen, sowie das ein oder andere Dromedar, die ich von der Dachterrasse meiner Freunde, bei denen ich zuerst untergekommen bin, beobachten konnte.

Unsere Region lebt hauptsächlich vom Tourismus. Die meisten Menschen, von der Hand in den Mund. Und wenn in die Hand nichts mehr reinkommt, kommt auch in den Mund nichts mehr rein. Ausbleibender Regen, die ganze Landschaft eine karge öde Wüste und für die Tiere teilweise der Hungertot.
Straßenhunde, die sonst vom Müll leben, haben Esel und Dromedarbabies gerissen, meine Freunde um mich herum, bei denen sonst immer alles Inschallah ist, haben vor lauter Verzweiflung auch dieses Wort irgendwann nicht mehr über die Lippen gebracht. Als wir dann auch noch 9 tote Delphine innerhalb einer Woche am Strand gefunden haben, voller Schnittverletzungen und Greenpeace Marokko schrieb, sie können wegen dem Lockdown nicht kommen, hatte ich die Schnauze voll.

Mit meinen Nachbarinnen haben wir ein Projekt „Dihiya Inspired“ ins Leben gerufen, wo wir Kleidung und Deko herstellen, die recycelt, upcycelt, lokal und fair produziert ist. Wir haben Künstlern um uns herum Arbeit geben wollen und damit ihren Familien etwas zu essen. Wir benutzen upcyceltes Fischernetz, was oft schuld am Tod zahlreicher Meerestiere ist, die da rein geraten und verenden. Von jedem Verkauf geben wir je nach Artikel einen Prozentsatz in einen lokalen Notfalltopf mit dem wir in medizinischen Notfällen unterstützen können, oder wenn das Produkt Fischernetz enthält geht dieser Prozentsatz an Sea Shepard.

Ich hatte genug von all den Problemen und wollte Teil einer möglichen Lösung sein.
Für mich persönlich war Corona ein großes Geschenk, so makaber es auch klingt. Ich bin mir selbst ein großes Stück nähergekommen, habe viel Altes losgelassen und als ich am wenigsten damit gerechnet habe Mohamed, meinen Mann und Milo meinen Hund gefunden.

Wir durften die meiste Zeit nicht ins Wasser, wie hart das ist, wenn du jeden Tag perfekte, leere Wellen brechen siehst, muss ich, denke ich, keinem Surfer der Welt erklären. Ich hatte zum Glück ein Skateboard in meinem Rucksack dabei, als ich hier gestrandet bin und habe mich täglich eine Stunde rausgeschlichen um skaten zu lernen. Das ein oder andere Mal wo wir uns trotz des Verbots ins Meer gewagt haben, endete meist mit einem Versteckspiel vor der Gendarmerie. Das Geräusch einer Trillerpfeife wird mir denke ich bis an mein Lebensende in Mark und Bein gehen. Und ich kann sagen, Surfen ohne Freiheitsgefühl, ist nicht dasselbe.
Einige meiner Freunde, die sonst als Surflehrer tätig waren und neben keinem Einkommen auch nicht mehr ihrer täglichen Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnten, sind schier depressiv geworden. 4 von Ihnen haben am Ende ihr Leben aufs Spiel gesetzt und sind auf Surfboards nach Europa gepaddelt. Es ist so viel Krasses passiert, das ich das alles nur verarbeiten konnte, indem ich mich hingesetzt und mein zweites Buch „Danke Afrika“ geschrieben habe.

Wahnsinn. Wo genau lebst Du denn in Marokko und wie kam es zu deiner Hochzeit mit einem Marokkaner?

Ich lebe in Banana Village, wie es die Locals nennen, also Aourir, nahe Agadir. Mit Blick auf den Surfspot von der Terrasse aus und auf die Bananen Gärten aus dem Küchenfenster. Mohamed habe ich bei dem ersten Treffen mit anderen Menschen, nach all den Monaten Distanz kennengelernt. Beim Akrobatikyoga. Es war schon verrückt nach so langer Zeit, mal wieder Menschen zu berühren. Sein Lachen ist so ansteckend, seine Haare so wild und sein Herz so groß, ich mochte ihn von Anfang an.

Wir haben uns viel getroffen und übers Leben philosophiert. Er selbst hat zu der Zeit in einem leeren Surfhotel gelebt, in dem er vorher an der Rezeption gearbeitet hat und auf das er nun aufpassen sollte. Die deutschen Besitzer haben ihn, ohne Bezahlung zwei Jahre dort für sich als Wächter arbeiten lassen. Wie in einem schrägen Film: Zwei Jahre ganz allein in einem Hotel mit Kletterwand, Skatebowl, open Air Cinema, Sauna und Pool mit Schaukel darüber, aber ohne Wasser, Strom und Internet. Er hat von trockenem Brot und Olivenöl gelebt, weil er kein Geld für mehr hatte. Wäre er gegangen, wäre das Surfcamp im Nu leergeräumt worden. Wenn ich ihn dort besuchen kam, war das immer unter den Augen der Nachbarn.

Hier in Marokko, zumindest in den dörflicheren Gegenden noch immer, hast du nicht einfach so eine Freundin. Es gibt auch gar kein Wort dafür. Entweder wohnst du noch zu Hause und bist Single, oder du bist verlobt und heiratest. Das wurde mir so richtig klar, als bei einem der Besuche bei seinen Eltern der Spitzel des Dorfausehers uns entdeckt hat und alle Daten aufgenommen hat. Seine und meine. Angeblich zu meiner „Sicherheit“. Als klar war, dass wir es ernst miteinander meinen hat Mohamed mir eines Abends am Strand spontan einen Antrag gemacht und ich habe ja gesagt. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Wenn man mit einem Local verheiratet ist, taucht man sicherlich viel tiefer in die Kultur des Landes ein, als ein klassischer Tourist. Gib uns mal einen kleinen Einblick in dein tägliches Leben.

Jeder Tag ist anders und meist grundlegend spontan. Ein Beispiel für einen dieser Tage: Ich stehe um 6.15 Uhr auf, meditiere bis es hell genug ist um auf der Terrasse zu schauen, ob es Wellen gibt. Im besten Fall wecke ich Mohamed, wir schnappen uns Boards und Hund und gehen surfen, bevor die Surfcamps angefahren kommen. Danach geht’s heim, ich ziehe mich um und gehe Yoga unterrichten, während Mohamed Frühstück macht. Wir Frühstücken zusammen, dann arbeite ich an meinen Projekten (Podcast, Buch, Hörbuch, Dihiya Inspired, ein neues Retreat,…) und er an seinen. Mohamed ist ein echt krasser Künstler und hat sein eigenes Label IBBZIR (Flügel in Berber) gegründet. Dort designed er Taschen und Rücksäcke und bemalt diese oder lässt sie von seiner Mama besticken.
Jetzt wo langsam wieder Touristen nach Marokko kommen, unterrichtet er hier und da surfen oder Surfskate. Abends gehe ich wieder hier und da Yoga unterrichten und dann schauen wir Sonnenuntergang mit Freunden oder zu dritt. Lagerfeuer am Strand waren 2,5 Jahre verboten. Letzte Woche haben wir das erste gemacht.
Zwischen oder bei diesen alltäglichen Tätigkeiten passieren immer wieder verrückte Sachen. Schön, wie du spontan am Strand von Fremden zum Essen eingeladen wirst, oder ein Freund kommt mit seinem Pferd vorbei, drückt es dir in die Hand und du gehst spontan ein, zwei Stunden reiten, oder nicht so schöne wie, du begegnest einem tierischen Notfall und bist den Rest des Tages damit beschäftigt befreundete Tierschutzorganisationen um Hilfe zu beten, das Tier einzufangen und es zu versorgen.

An wellenfreien Wochenenden besuchen wir Mohameds Familie, die ich über alles liebe. Dann werden wir von seiner Mama mit Essen überhäuft und spielen mit seinen Geschwistern Fußball, Memorie oder Hangman in drei Sprachen.
Klar, wenn du hier lebst und dann auch noch in eine marokkanische Familie einheiratest bist du mitten drin in Kultur und Lebensalltag von Menschen, die dir als Tourist in den Ferien niemals so nah kommen können, wie wenn sie Teil deines Lebens werden. Teil deiner eigenen Geschichte.

Klingt ja fast wie im Märchen, aber nochmal zurück zu deinem neuen Buch. Erzähl uns mal kurz um was es geht und wie du dazu gekommen bist?

Ich liebe es zu schreiben und als wir im Lockdown festsaßen hat mir das Schreiben geholfen die ganze „Crazyness“ hier irgendwie zu verdauen. In „Danke Afrika“ geht es in Sprüngen immer wieder um mein Leben in Marokko, die Menschen, die Tiere, was hier so los war und ist. Und von dort aus reist du mit mir durch die verschiedensten Länder Süd, Ost und Westafrikas, die ich in 12 Jahren besucht habe. Ich schreibe von Menschen und Geschichten, die mein Leben für immer verändert haben und von denen ich denke, dass sie auch dein Leben für immer verändern könnten, wenn du dich auf sie einlässt und das Buch liest.
Ich liebe diesen Kontinent und ich wünsche mir, dass wir uns irgendwann alle als das verstehen, was wir sind – eins. Deshalb dieses Buch.

Du hattest uns in der Vorbereitung zu diesem Interview etwas von einem perfekten Pointbreak an der Elfenbeinküste erzählt. Könntest du uns da etwas mehr darüber erzählen?;)

Hihi, ich würde sagen kommt mich einfach demnächst dort besuchen und schaut ihn euch selbst an. Anunu heißt das Projekt, das ich dort gestartet habe – wir sind alle eins in der dortigen Sprache, Neo. Auf meinem Insta Profil findest du ein paar Eindrücke. Westafrika lohnt sich sowas von zum Surfen, das kann ich dir versprechen. An dem Pointbreak vor meiner Tür surfst du mit Schildkröten vor einer Dschungelkulisse in Farben getaucht, die dir die Tränen in die Augen steigen lassen, so schön ist es. Plus dem Gesang der Fischer, die ihre Boote zurück an den Strand hieven.

Du hast hier auch ein Stückchen Land erworben. Was hast du damit vor bzw gibt es schon konkrete Zukunftspläne?

Ich fliege im August mit meinem Mann in die Elfenbeinküste. Ich möchte, dass er ein Gefühl für meinen Lieblingsort auf der Welt bekommt und dann muss er ebenfalls sagen, ob er es sich vorstellen kann mit mir dort zu leben. Es ist das erste Mal, für ihn raus aus Marokko.

Ich möchte einen Ort erschaffen, an dem das Leben mit der Natur, die Verbindung zum eigenen Körper und Seele, sowie die Liebe zu Mensch und Tier an erster Stelle stehen. Die Idee ist ein Surf und Umweltprojekt, was es Kindern aus dem Dorf ermöglicht ein Stipendium für die Schule zu bekommen, wenn sie surfen und sich für ihre Umwelt einsetzen. Solche Stipendien würden Familien unheimlich entlasten und Kindern die sonst niemals auf höhere Schulen oder Unis gehen könnten zu ganz neuen Möglichkeiten verhelfen. Ich möchte ein kleines Kulturzentrum bauen für Musik, Tanz, Yoga und Meditation, sowie einen Permakultur Garten, eine Skatebowl und eine Werkstatt.

Außerdem möchte ich dort wenige EcoUnterkünfte bauen, wo Menschen hinkommen können, die die Umwelt, Menschen und Surfen ebenso lieben und Lust haben von den Leuten vor Ort zu lernen und Ihnen vielleicht auch coole Sachen beizubringen. Dazu soll es einen Treffpunkt geben für den kleinen Surfclub, der mittlerweile aus den localen Kids entstanden ist. Inschallah.

Surfen gehört zu deinem Leben und du verbringst jede freie Minute im Wasser. Wie und wann bist du dazu gekommen?

Ich komme aus dem Harz und hatte noch nie von Surfen gehört, bis ich bei MTV bei so einer albernen Teenie Show ein Mädchen gesehen habe, das Surferin werden wollte und in der Sendung zu einer gemacht wurde. Für mich war Meer bis dahin Ostseeurlaub mit den Eltern. Und dass es Wellen gab auf denen man reiten konnte, war mir so fremd wie Sushi oder Thainudeln.

Nach dem Abi 2005 bin ich für ein Jahr nach Australien. Erstes Mal Sushi und Thainudeln und das erste Mal in Byron Bay, stehen auf einem Brett. Jesus, habe ich das gefeiert! Das Teil war so lang und schwer wie ein Boot und wir mussten es zu zweit durch den heißen Sand tragen, der unsere Füße verbrannt hat. Ich habe sofort gestanden und bin erst wieder aus dem Wasser, als es dunkel wurde, so hat mein Herz vor Freude geschrien. Allerdings haben meine Neugierde und der Abenteuerdrang immer wieder gesiegt und ich habe Reisen und Länder erkunden, dem an Ort und Stelle bleiben und Surfen lernen vorgezogen. Und so stand ich erst 2009 in Südafrika das zweite Mal auf einem Brett. Wieder habe ich gedacht – ich will nichts anderes mehr machen.

Und doch hat es nochmals drei Jahre gedauert, bis ich mit meinem damals besten Freund Martin nach Marokko in meinen ersten Surfurlaub geflogen bin. Das war so geil, dass wir das Windsurfen, was wir als zweiten Teil der Reise geplant hatten (ich hatte extra noch meinen Windsurfschein in Deutschland gemacht) am letzten Tag Wellenreiten spontan gecancelt haben und stattdessen länger geblieben sind. Ich stand nie wieder auf einem Windsurfboard und bin anstatt dessen innerhalb von sechs Monaten dreimal mit Martin zum Wellenreiten nach Marokko geflogen.
Um diesmal ernst zu machen, habe ich mir zurück in Deutschland ein NSP gekauft und bin damit in Hamburg auf den Alster-Armen paddeln gegangen. Gemeinsam mit meinem Hund, der auf meinem Rücken gehockt hat und alle Schwäne verkläfft hat, die uns angreifen wollten.
2014, hat mein damaliger Freund ein Burnout gehabt und sich entschieden zu kündigen. Wir haben einen alten Land Rover gekauft, ein 40 Jahre altes Dachzelt geschenkt bekommen, die Surfboards ans Auto geschnallt und sind von Hamburg aus in Richtung Südafrika aufgebrochen. Wir haben REISS AUS genommen, der Rest ist Geschichte

Wenn man einmal in den Genuss gekommen ist, das Meer und die Wellen vor der Haustüre zu haben, ist es schwer vorstellbar wieder in ein „landlocked“ Land zu ziehen. Aber hast du noch eine Basis in Deutschland, zu der du immer wieder zurückkommst?

Hihi, no way werde ich jemals wieder weiter von einem Surfspot wegwohnen als nötig. Ich kann sicher jederzeit in Deutschland im Hotel Mama absteigen, bei meiner Schwester oder bei Freunden. Das wäre jetzt nach 2,5 Jahren nicht sehen schon mal dran. Geht aber nur außerhalb der Surfsaison und ja auch erst seit kurzem, jetzt wo die Grenzen endlich wieder auf sind. Meinen Camper hat eine Freundin immerhin schon mal bis Italien gefahren, also hätte ich dort auch eine Base. Aber ein Leben in Deutschland kann ich mir seit wir 2014 losgefahren sind, nicht mehr vorstellen.

Wo und wie siehst du dich in 10 Jahren?

Hoffentlich weiterhin gesund und glücklich, barfuß in der Sonne nach einem geilen Surf. Mit meinem Mann und meinem Hund, umgeben von lieben Menschen, guten Freunden, lachend und zu guter live Musik tanzend, irgendwo auf dem afrikanischen Kontinent.

Was kannst du unseren Leser:innen mit auf den Weg geben, wenn sie auch gerne losziehen wollen und sich vielleicht nicht trauen?

Folge DEINEM Herzen. Wenn du den ersten Schritt gegangen bist, kommt der Rest von ganz allein. Vertraue ins Leben, das Universum liebt dich, versprochen!

Dein Lebensmotto?

Love is everything

Mehr von Lena:

www.instagram.com/lenalovesafrica/
www.lena-wendt.com

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