Share

Gerry Wedd

Interviews

SURF & TURF – Im Gespräch mit dem Künstler & Surf-Urgestein Gerry Wedd

Copyright: Fotografie Erich Spahn

Gerry Wedd, der zuerst dem Surfen und dann der Keramik verfallen war, lebt an der kalten Südküste Australiens.

Er war mehrmals in Folge südaustralischer Surfmeister und stellt seit über vierzig Jahren Kunst aus Keramik her. Noch bis Oktober 2022 sind seine durch den Ozean und das Surfen inspirierten Werke in der Ausstellung SURF & TURF in der Galerie Zink Waldkirchen zu sehen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Galerie Zink (@galeriezink)

Wir haben Gerry im Zuge seiner Ausstellung zu einem Interview getroffen:

Hallo Gerry, zunächst einmal möchten wir uns dafür bedanken, dass Du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Aktuell sind deine Keramiken in der Sommerausstellung „Surf and Turf“ in der Galerie Zink zu sehen – einer Galerie in einem sehr ländlichen Teil Süddeutschlands. Ist es deine erste Ausstellung in Deutschland?

Nein, ich habe schon an einigen Gruppenausstellungen in Deutschland teilgenommen. Eine bei der Handwerk vor ein paar Jahren, die sich mit Surfen und dem Meer beschäftigte.

Wir müssen gestehen, dass wir im Bereich Kunst und vor allem Keramik nicht sehr bewandert sind, aber Deine Motive haben uns direkt angesprochen. Offensichtlich kommt viel Inspiration vom Surfen. Bist Du auch noch aktiv am Wellenreiten und wie gelingt es Dir immer wieder kreativ zu werden?

Ich werde zwar älter, aber ich gehe immer noch ein paar Mal pro Woche ins Wasser. Im Sommer oder wenn die Bedingungen besonders günstig sind, noch viel mehr. Ich nutze alle Arten von Surfbrettern: sehr kurze Bretter oder auch eine Surfmatte, auf der ich liegend surfe.

Die Kreativität oder der Wunsch, etwas zu machen, ist bei mir ständig vorhanden. So lebe ich, seit ich fünfzehn oder sechzehn Jahre alt war.

Gerry Wedd

 

Wenn man ein wenig recherchiert, findet man deinen Namen in der Künstlerliste de ehemaligen australischen Labels „MAMBO“. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Surfwear war Mitte der 1980er Jahre sehr langweilig, bis MAMBO auftauchte. Sie waren anfangs ein kleines Nischenunternehmen. Mir gefiel die Art und Weise, wie sie den Künstlern, mit denen sie zusammenarbeiteten, freie Hand ließen und ihre Werke anerkannten, also schickte ich ihnen einige Zeichnungen, die ihnen gefielen.

Dare Jennings, der das Unternehmen damals leitete, mochte Surfen und Rockmusik. Er schätzte mein breites Wissen und meine besonderen Ideen zu diesen Themen.

Poster, ‚Mambo Tapestry of Surfing History‘, by Gerry Wedd for Mambo Graphics / pic: collection.maas.museum

MAMBO stand für Rebellion, Kunst, Spaß…und natürlich auch Surfen. Wie lange hast Du für das Label gearbeitet und welches waren deine Lieblings-Illustrationen oder Lieblingsteile?

Bei der Arbeit mit dem Label wurde mir bewusst, dass ich meine eigenen Einstellungen in den Illustrationen darstellen konnte und dass sie von Wert waren. Ich habe eine Reihe von Poster für sie gestaltet, die auf meiner Sicht der Surfgeschichte basierten, in der es sowohl um alltägliche Surfer als auch um die Helden des Sports ging. Insgesamt habe ich etwa zwanzig Jahre lang mit ihnen zusammengearbeitet.

Mittlerweile hat der damalige Gründer Dare Jennings das Label verkauft und hat mit DEUS EX MACHINA erneut eine erfolgreiche Brand gegründet, die es selbst nach Deutschland geschafft hat. Der Fokus ist hier jedoch mehr auf Motorbikes usw. Bist Du hier auch involviert?

Als Dare DEUS gründete, hatte er sich von Mambo getrennt und wollte eine andere Art von Marke entwickeln. Marke ist hier kein gutes Wort, denn es suggeriert eine Menge Planung. Bei Dare ist die Begeisterung genauso groß wie das Geschäftsmodell. Ich fahre weder Auto noch Motorrad und konnte seine Begeisterung nicht wirklich nachvollziehen. Ich glaube, ich war zu sehr Teil von MAMBO gewesen, um dann Teil des DEUS-Looks zu sein.

Gerry Wedd

Nun aber zurück zu deiner Kunst und den tollen Werken, die wir bei der Ausstellung Surf & Turf in der Galerie Zink in Waldkirchen, bewundern können. Wie ist es zu dieser Ausstellung gekommen?

Michael Zink, dem die Galerie gehört, hat meine Arbeiten auf Instagram gesehen. Ich nehme an, dass Karl Fritsch, mit dem ich gemeinsam ab Samstag, 2. Juli 2022, in Waldkirchen ausstelle, meine Posts verfolgt hat. Ich bin mir nicht ganz sicher. Irgendetwas an den Arbeiten muss die beiden wohl angesprochen haben.

Michael Zink: Vielleicht kann ich bei dieser Frage einspringen: Kunst hat viel mit Haltung und einem gewissen Selbstverständnis zu tun. Ich mag Künstler, die ihre Arbeit ernst nehmen, mit einem tiefen Verständnis für das, was sie tun, aber gleichzeitig auch ihren Humor bewahren, sich selbst nicht zu ernst und zu wichtig nehmen!
Karl Fritsch ist in seiner Arbeit von Anfang an eine freundliche Revolution darüber, was Schmuck sein kann. Gerry Wedd ist im Grunde ein Zeichner, aber er setzt seine Zeichnungen auf Dinge, die wir benutzen, die uns umgeben und die einen Einfluss auf unser tägliches Leben haben. In gewisser Weise ein bisschen subversiv! Gerry ist großartig und ich bin super glücklich, dass ich seine Arbeit gefunden habe und dass ich sie zusammen mit Karl Fritsch zeigen kann!

Kannst du uns den Entstehungsprozess deiner Kunstwerke beschreiben? Wie müssen wir uns deinen kreativen Prozess vorstellen?

Jemand hat mal gesagt, dass ich einen demokratischen Geist habe und dass es in meiner Arbeit keine Hierarchien gibt. Ich interessiere mich für die Überschneidungen von Handwerk und Kunst, Hi-Tech und Low-Tech, Poesie und Popsongs. Im Allgemeinen basieren meine Keramiken auf etablierten, bestehenden Formen, die ich kopiere und anpasse. Dann überziehe ich sie mit Gemälden, die von politischen Bildern bis hin zur Surfgeschichte alles beinhalten.

Der Fertigstellung ist ja mit unglaublich vielen Schritten und Stunden von Arbeit verbunden. Wie kann man hier am Ende einen Preis ansetzen und wer sind deine Kunden?

Meine Mutter hat in unserem Haus funktionelle Töpferwaren hergestellt, die sie verkaufte und mit denen sie nur wenig Geld verdiente. Das hat dazu geführt, dass ich keine wirkliche Vorstellung vom Wert meiner Zeit und meiner Arbeit habe. Es ist ein ständiger Kampf zwischen dem Wunsch, dass sich meine Freunde etwas leisten können, und der Zeit und den Ideen, die ich in jedes Werk investiere. Um das auszugleichen, stelle ich viele Gegenstände wie Tassen und Teekannen her, die die Leute nicht nur kaufen und besitzen, sondern auch benutzen können.

Gerry Wedd

Du warst früher ein erfolgreicher Surfer und hast auch an Wettkämpfen teilgenommen. Was war dein größter Erfolg damals?

Ich war ein sehr wettbewerbsorientierter Mensch. In allen Mannschaftssportarten war ich ein hoffnungsloser Fall, deshalb genoss ich die oft einsame Natur des Surfens. Ich habe unter allen Bedingungen gesurft, was mir ein fast instinktives Gefühl für die Wellen gegeben hat.

Das führte dazu, dass ich in Wettkämpfen erfolgreich war. Ich wusste, woher die besten Wellen kommen würden. In den 1970er und 1980er Jahren habe ich in Südaustralien etwa sieben Landesmeistertitel gewonnen. Ich nahm auch an nationalen Wettbewerben teil und schnitt gut ab, aber nicht super gut.

Die Zeiten haben sich im Surfen unglaublich gewandelt. Wie geht es Dir bei der Entwicklung und was sind aus deiner Sicht die positiven oder auch negativen Folgen des Booms?

Zum Glück habe ich immer noch Spaß am Surfen und verfalle immer noch in kindliche Begeisterung, sobald ich ins Wasser gehe. Die Pandemie hat die Dinge hier eher zum Schlechteren verändert. Quasi alle haben mit dem Surfen angefangen und auf dem Wasser ist viel mehr los als je zuvor. Ich verfolge das Wettkampfsurfen im Internet und habe es normalerweise live im Studio laufen, wenn ein großer WSL-Wettbewerb stattfindet. Was mir wirklich gefällt, ist das offenere Mindset, das sich in den letzten Jahren in Bezug auf das Boarddesign entwickelt hat.

Gerade Australien ist mit dem Wellenreiten tief verwurzelt und eine regelrechte Volkssportart. Bei uns ist es zwar aufgrund des Mangels an Ozean & Meer noch eine Nischensportart aber in den letzten Jahren extrem beliebt geworden. Was macht für dich den Reiz am Wellenreiten aus?

Surfen ist meine Medizin, mein Markenzeichen und mein Yoga. Normalerweise versuche ich, einen Platz im Wasser zu finden, an dem nicht zu viel los ist. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich draußen im Meer sitzen kann und dann das Gefühle habe, dass ich Teil des Ozeans bin.

Ich weiß, das klingt ein bisschen ‚hippiemäßig‘, aber es ist wahr. Der Ozean und die Wellen sind ein guter Ort, um über Dinge nachzudenken, aber auch, um sich gelegentlich in ein überwältigendes Chaos zu stürzen.

Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, welches war aus deiner Sicht die spannendste Zeit im Surfen?

1966 bis 1976. Damals hat sich alles so schnell verändert. Meine Arbeit bezieht sich oft auf dieses Jahrzehnt. Der Zusammenprall von Drogen, Musik und Politik war außergewöhnlich.
1967 habe ich selbst angefangen zu surfen, deshalb ist gerade diese Zeit für mich besonders wichtig. Damals war das Design von Surfbrettern sehr experimentell, die Bretter wurden kürzer und wendiger, die Leute trugen Farbe und versuchten, ihren Horizont zu erweitern.

Wie können wir uns deinen Alltag vorstellen und welche Projekte stehen bei dir in nächster Zeit an?

Ich stehe auf, schaue mir die Surfvorhersage an und plane meinen Tag danach, es sei denn, ich habe Termine, die anstehen, oder ich brenne neue Werke in meinem Ofen. Ich arbeite von zu Hause aus. Ich habe ein sehr bescheidenes Atelier. Meine Frau ist auch Künstlerin und hat ein viel schöneres Atelier.

Ich habe demnächst eine Ausstellung in Australien, aber ich verbringe viel Zeit mit einem Virtual-Reality-Projekt, das auf meinen Keramiken basiert.

Gerry Wedd

Dürfen wir uns demnächst auch über neue Illustrationen und farbenfrohe Shirts mit deinen Motiven freuen?

Ich arbeite ein bisschen für eine sehr kleine Surf-Firma in meiner Stadt namens Yeo Haus.
Wer weiß? Für solche kleinen Projekte zu arbeiten ist für mich am schönsten. Und durch die heutigen Technologien sind selbst solche kleinen Firmen und deren Produkte von überall auf der Welt zugänglich geworden. Man darf gespannt sein.

Wir wünschen dir viel Erfolg mit der Ausstellung in der Galerie Zink und danken dir für das nette Gespräch!

Neben Wedds blau-weiß bemalten Bechern, Tellern, Platten und Gefäßen zeigt Galerist Michael Zink auch den Schmuck von Karl Fritsch.

SURF & TURF – Gerry Wedd und Karl Fritsch
2. Juli bis 9. Oktober 2022
Galerie Zink Waldkirchen
www.zink-waldkirchen.de

 

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production