Foto: Monster Energy / Von Rupp Media
Wie kam es dazu, dass du 10 Jahre lang für Deutschland gesurft bist?
Mein Vater hat immer darauf bestanden, dass ich für Deutschland starte. Durch den Einfluss von den Lipkes, Marlon, Dago und Melvin, habe ich lange Zeit für Deutschland an Wettbewerben teilgenommen. Ich bin zu den deutschen Meisterschaften nach St. Girons gegangen, das war richtig cool. Ich habe wahrscheinlich 10 Jahre lang für Deutschland gesurft. Ich bin zu Wettbewerben wie den ISA World Surfing Games nach Tahiti und in die USA gegangen und war dort der einzige deutsche Junior Surfer.
Warum hast du das Team gewechselt und bist zu Portugal gegangen?
Ich denke, dass ich ein bisschen von allem bin: Ich bin in Portugal geboren und aufgewachsen, mein Vater ist Deutscher, ich habe einen amerikanischen Pass und meine Mutter ist Schweizerin. Wir sprechen zu Hause fünf Sprachen. Ich habe Weihnachten immer in der Schweiz gefeiert, meine ganze Familie lebt dort. Deshalb fühle ich, dass in mir Einflüsse von allen Nationalitäten stecken.
Ich bin lange für Deutschland gestartet und habe den Traum meines Vaters erfüllt. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich dachte, es ist Zeit für mich, für Portugal zu surfen.
Zumindest für eine Weile. Und so ist es passiert. Ich habe angefangen, für Portugal zu surfen und wurde Zweiter bei den ISA World Surfing Games. Das war mein Kapitel für Portugal. Es macht einfach Sinn. Obwohl ich Deutsch spreche und einen starken deutschen Einfluss in meiner Erziehung hatte, der mich positiv geprägt hat, ist mein Surfen portugiesisch.
Die portugiesische Küste hat mir die Möglichkeit gegeben, der Surfer zu sein, der ich heute bin. Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, meiner Community etwas zurückzugeben, den Menschen und dem Land, das mir so viel gegeben hat. Das war meine Entscheidung!
Wie bist du vom Contest- zum Big Wave Surfen gekommen?
Big Wave Surfen war für mich immer eine Leidenschaft. Ich wollte schon lange Big Waves surfen, aber ich habe es nur in den Ferien machen können. Das Contest Surfen stand immer im Vordergrund, aber sobald ich mir Zeit für die großen Wellen freischaufeln konnte, wollte ich in die Big Waves. Es war ein natürlicher Prozess. Wenn du während der Winterzeit surfen möchtest, musst du auch große Wellen surfen können. Es ist einfach passiert. Step by step. Nichts wurde erzwungen.
Wie hast du es geschafft, dich an die großen Wellen heranzuwagen? Wie bist du mit Angst umgegangen?
Es war sehr natürlich. Du wirst ständig mit etwas Größerem als gestern konfrontiert. Es geht darum, ob du dich der Herausforderung stellen möchtest oder nicht. Angst ist immer dabei und Angst war immer da in meiner Entwicklung als Big Wave Surfer. Aber ich habe nie zugelassen, dass die Angst mich kontrolliert. Ich habe die Angst immer genutzt, um mich selbst zu pushen. So hat es angefangen. Du hast Angst vor 2-Meter-Wellen, du schaust sie einen Moment lang an und sagst dir dann: Ich kann das. Und dann gehst du rein. Du siehst 3-Meter-Wellen und denkst: Oh shit, das ist echt groß. Aber ich kann das. Und dann gehst du rein. Und so geht es weiter mit 2, 3, 6, 10, 20-Meter-Wellen. Und plötzlich surfst du einige der größten Wellen der Welt. Der Prozess, seine Ängste zu überwinden und sich damit wohlzufühlen, muss schrittweise geschehen.