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Nic von Rupp in Nazaré

Interviews

„Surfen ist meine Therapie und Religion“ – Nic von Rupp über Big Wave Surfen

Wie Nic zum Big Wave Surfen kam, warum er das deutsche Team nach 10 Jahren verlassen hat und was ihm das Surfen bedeutet, hat er uns nach einem Jetski-Ausflug zum Canyon von Nazaré in einem Interview erzählt.

Wenn der Name Nic von Rupp fällt, denken die meisten zuerst an Big Waves. Nic hat im letzten Jahr die WSL Big Wave Challenge gewonnen und Ende Oktober den Titel für die „Biggest Tow-In Wave des Jahres“ erhalten. Aber das war nicht immer so, denn seine Liebe zu 20 Meter Wellen hat der 33-Jährige erst vor sieben Jahren entdeckt. Vorher nahm er an einigen Qualifying Series Events der World Surf League teil, surfte dann auf der Championship Tour der WSL und machte 2015 den zweiten Platz bei den ISA World Surfing Games in Nicaragua. Außerdem liebt er Tubes und Reisen und hat einen Youtube Vlog, in dem er uns auf seine Charger-Abendteuer mitnimmt. 

Wir haben mit Nic nach einem Jetski-Ausflug in seinem Hangar im alten Fischerhafen über das Big Wave Surfen gesprochen. Wie unsere Erfahrung im Canyon von Nazaré war, könnt ihr hier nachlesenWie es dazu kam, dass wir Nic von Rupp in Nazaré treffen konnten, kommt jetzt! 

Nic von Rupp

Hey Nic. Kannst du dich kurz vorstellen und sagen, was wir heute gemacht haben?

Klar. Mein Name ist Nic von Rupp. Wir laden manchmal ein paar Leute zu uns nach Nazaré ein, um ihnen einen Einblick in das Big Wave Surfen zu geben. Unser Ziel ist es, ihnen die beeindruckenden Wellen, die Jetskis und unsere Surfbretter zu zeigen, damit sie unsere Realität besser verstehen können. Heute hatten wir das Team von Monster Energy zu Besuch, zusammen mit einigen ihrer Athleten wie dem Snowboarder Ethan Morgan und den BMX-Profis Felix Prangenberg und Jordan Godwin. Heute war ein besonderer Tag, die Wellen waren ziemlich groß. Wir sind gemeinsam mit den Jetskis in den Canyon von Nazaré gefahren und ich glaube, die Athleten konnte die immense Kraft des Ozeans wirklich spüren.

Du surfst seitdem du neun Jahre alt bist. Wie bist du genau zum Surfen gekommen? 

Ich kam einfach zum Surfen. Ich erinnere mich, als ich vier Jahre alt war und mit meinem Vater im Auto saß. Er ist Deutscher und lebte schon seit einigen Jahren in Amerika. Im Auto liefen die Beachboys und es ging immer nur ums Surfen. Das hat in mir ein warmes Gefühl ausgelöst. Surfen, wow, was ist das? So entstand die Idee vom Surfen. Mit sechs oder sieben Jahren bin ich dann zum ersten Mal ins Wasser gegangen und habe mich sofort in den ganzen Lifestyle verliebt. Im Wasser sein, Sport treiben, Eis am Strand essen, mit Freunden abhängen. Der ganze Lifestyle war einfach unglaublich. So hat es angefangen. Dann kam die Regel: Wenn du surfen möchtest, musst du gute Noten in der Schule haben. Also habe ich mich angestrengt, um mehr Zeit in den Wellen verbringen zu können.

Hast du dir das Surfen selber beigebracht oder warst du in einer Surfschule?

Ich war damals in einer Surfschule und wir hatten eine tolle Gruppe. Die Schule gehörte João de Macedo, einem der größten portugiesischen Big Wave Surfer von heute. Damals war er noch nicht so bekannt. Wir waren ein paar junge Leute, die einfach nur surfen wollten. Damals gab es noch keine Profisurfer. Wir haben uns in den Sport verliebt. Dann habe ich angefangen, Wettbewerbe zu gewinnen und plötzlich kamen Sponsoren auf mich zu und ich wurde Profisurfer.

Wie bist du zum Contest Surfen gekommen?

Es gab einen nationalen Wettbewerb im September, als ich meinen ersten Sommer im Wasser verbracht hatte und viel gesurft bin. Jemand von der Surfschule hat mir davon erzählt und gesagt, dass ich daran teilnehmen sollte. Am Ende habe ich den Wettbewerb tatsächlich gewonnen. Das hat mir noch mehr Feuer gegeben. Ich dachte: Oh mein Gott, ich kann endlich mal etwas wirklich gut. 

War es schwierig für dich, mit den portugiesischen Locals klarzukommen?

Nicht wirklich. Meine Erziehung zu Hause war zwar ziemlich deutsch, mein Vater ist Deutscher und ich bin auf eine deutsche Schule gegangen, aber mein Herz war immer portugiesisch. Ich bin hier aufgewachsen, meine Freunde sind portugiesisch, mein Surf ist portugiesisch. Deshalb habe ich mich immer als Portugiese identifiziert. Ich hatte nie Probleme mit den Locals, weil ich selbst einer bin haha. Im positiven Sinne natürlich. Ich habe nie jemandem etwas Böses gesagt, ich finde das einfach nicht cool. Der Ozean gehört allen, egal woher man kommt.

Nic von Rupp Nazaré

Foto: Monster Energy / Von Rupp Media

Wie kam es dazu, dass du 10 Jahre lang für Deutschland gesurft bist? 

Mein Vater hat immer darauf bestanden, dass ich für Deutschland starte. Durch den Einfluss von den Lipkes, Marlon, Dago und Melvin, habe ich lange Zeit für Deutschland an Wettbewerben teilgenommen. Ich bin zu den deutschen Meisterschaften nach St. Girons gegangen, das war richtig cool. Ich habe wahrscheinlich 10 Jahre lang für Deutschland gesurft. Ich bin zu Wettbewerben wie den ISA World Surfing Games nach Tahiti und in die USA gegangen und war dort der einzige deutsche Junior Surfer. 

Warum hast du das Team gewechselt und  bist zu Portugal gegangen?

Ich denke, dass ich ein bisschen von allem bin: Ich bin in Portugal geboren und aufgewachsen, mein Vater ist Deutscher, ich habe einen amerikanischen Pass und meine Mutter ist Schweizerin. Wir sprechen zu Hause fünf Sprachen. Ich habe Weihnachten immer in der Schweiz gefeiert, meine ganze Familie lebt dort. Deshalb fühle ich, dass in mir Einflüsse von allen Nationalitäten stecken.

Ich bin lange für Deutschland gestartet und habe den Traum meines Vaters erfüllt. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich dachte, es ist Zeit für mich, für Portugal zu surfen.

Zumindest für eine Weile. Und so ist es passiert. Ich habe angefangen, für Portugal zu surfen und wurde Zweiter bei den ISA World Surfing Games. Das war mein Kapitel für Portugal. Es macht einfach Sinn. Obwohl ich Deutsch spreche und einen starken deutschen Einfluss in meiner Erziehung hatte, der mich positiv geprägt hat, ist mein Surfen portugiesisch.

Die portugiesische Küste hat mir die Möglichkeit gegeben, der Surfer zu sein, der ich heute bin. Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, meiner Community etwas zurückzugeben, den Menschen und dem Land, das mir so viel gegeben hat. Das war meine Entscheidung!

Wie bist du vom Contest- zum Big Wave Surfen gekommen?

Big Wave Surfen war für mich immer eine Leidenschaft. Ich wollte schon lange Big Waves surfen, aber ich habe es nur in den Ferien machen können. Das Contest Surfen stand immer im Vordergrund, aber sobald ich mir Zeit für die großen Wellen freischaufeln konnte, wollte ich in die Big Waves. Es war ein natürlicher Prozess. Wenn du während der Winterzeit surfen möchtest, musst du auch große Wellen surfen können. Es ist einfach passiert. Step by step. Nichts wurde erzwungen.

Wie hast du es geschafft, dich an die großen Wellen heranzuwagen? Wie bist du mit Angst umgegangen?

Es war sehr natürlich. Du wirst ständig mit etwas Größerem als gestern konfrontiert. Es geht darum, ob du dich der Herausforderung stellen möchtest oder nicht. Angst ist immer dabei und Angst war immer da in meiner Entwicklung als Big Wave Surfer. Aber ich habe nie zugelassen, dass die Angst mich kontrolliert. Ich habe die Angst immer genutzt, um mich selbst zu pushen. So hat es angefangen. Du hast Angst vor 2-Meter-Wellen, du schaust sie einen Moment lang an und sagst dir dann: Ich kann das. Und dann gehst du rein. Du siehst 3-Meter-Wellen und denkst: Oh shit, das ist echt groß. Aber ich kann das. Und dann gehst du rein. Und so geht es weiter mit 2, 3, 6, 10, 20-Meter-Wellen. Und plötzlich surfst du einige der größten Wellen der Welt. Der Prozess, seine Ängste zu überwinden und sich damit wohlzufühlen, muss schrittweise geschehen.

Nic von Rupp Nazaré

Foto: Monster Energy / Von Rupp Media

Was stoked dich so sehr beim Big Wave surfen?

Natürlich die Nachwirkung. Die Fähigkeit, sich den überwältigenden Naturgewalten zu stellen und unversehrt nach Hause zurückzukehren. Wenn du den Traum hast, die größte Welle zu surfen, die du je gesurft bist, und dann tatsächlich diese Welle surfst, dann spürst du die Befriedigung, die harte Arbeit, die du investiert hast, um das zu erreichen. Du hast all deine Anstrengungen darauf konzentriert, an den Punkt zu gelangen, an dem du jetzt bist. Und natürlich das Adrenalin. Es ist schwer, dieses Gefühl mit irgendetwas anderem zu vergleichen, das du jemals in deinem Leben erlebt hast.

Wie fühlst du dich, wenn du in die Welle gezogen wirst, wenn du auf der Welle bist und danach?

Es ist ein Zustand des Flows. Wenn du auf der Welle bist, steckt so viel Zeit, Anstrengung und Ressourcen darin, diesen Moment möglich zu machen. Wenn du tatsächlich die Welle reitest, ist es schwer zu verstehen, wo du gerade bist. Wenn du auf der Welle bist, bist du im Flow-Zustand, fokussiert, mit der Willenskraft und der Angst in dir. Es ist eine Mischung aus Emotionen, die in diesem Moment zusammenkommen, wenn du dich darauf konzentrierst, es möglich zu machen.

Und wenn du fällst, was denkst du dann?

Wenn ich falle, ist es brutal. Es ist wie ein Schock. Oh mein Gott, es passiert, ich kann es nicht glauben. Denn wir glauben immer, dass wir es heil nach Hause schaffen, und wenn Unfälle passieren, ist es brutal. Niemand ist jemals bereit für einen solchen Moment. Es ist einfach gewalttätig. Ich weiß nicht, was passiert, alles geht so schnell. Es fühlt sich fast an, als ob ich in eine andere Dimension gehe, ich bin mir nicht bewusst, was passiert, und meine tierischen Instinkte treten ein und helfen mir, zu überleben. Das ist das Gefühl, das ich habe.

Nic von Rupp in Nazaré

Foto: Monster Energy / Von Rupp Media

Erinnerst du dich an den beängstigendsten Moment deines Lebens? 

Beängstigende Momente sind relativ. Was für dich beängstigend ist, ist es für mich nicht unbedingt. Aber einer der beängstigendsten Momente für mich war definitiv, als ich meinen Freund am Strand liegen sah, ohne Puls, und dachte, er wäre tot. Ich fing an, heftig zu beten, dass Gott ihn zurückzubringen solle, und plötzlich kam er zurück. Er war 10 Minuten unter Wasser und über 20 Tage im Koma. Das war einer der beängstigendsten Momente meines Lebens, weil ich dachte, ich hätte einen Freund verloren. Das hat mich wirklich geschockt. Zum Glück geht es ihm jetzt gut. Sein Name ist Alex.

Bist du gläubig?

Meine Eltern sind sehr katholisch. Sie haben immer versucht, mich sonntags mit in die Kirche zu nehmen, und ich bin lange Zeit mitgegangen. Aber dann habe ich ihnen gesagt, dass ich nicht zur Kirche gehen muss, weil der Ozean meine Kirche ist. Dort fühle ich mich verbunden, dort spüre ich die Verbindung zu Gott. Ich glaube an Gott und an seine überlegene Kraft, an die Schöpfung all dessen. Ich glaube an Energie. Ob ich religiös bin? Hmm, Surfen ist meine Religion. 

Was inspiriert dich?

Hart arbeitende Menschen, die hart für ihren Traum arbeiten und ihn verwirklichen, das inspiriert mich.

Big Wave Surfen ist ein großes Risiko. Was sagen deine Familie und deine Freundin dazu?

Meine Eltern halten sich lieber fern. Sie haben mich über die Jahre sehr unterstützt. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Aber wenn es um das Big Wave Surfen in Nazaré geht, sind sie von den Medien und den Nachrichten so beeinflusst, dass sie einfach Angst haben. Ich kann nicht mit noch mehr Angst umgehen, außer meiner eigenen. Ich bleibe lieber in meinen eigenen Gedanken, als die Gedanken anderer Leute in meinem Kopf zu haben. Ich hatte eine Freundin, die mich jeden Morgen umarmt hat und mich nicht aus dem Bett lassen wollte, wenn ich vorhatte, in Nazaré surfen zu gehen. Sie ist nicht mehr da, denn damit konnte ich nicht umgehen. Kleiner Scherz.

Nic von Rupp Nazaré
Foto: Monster Energy / Von Rupp Media​

Meinst du, es ist ein bisschen egoistisch gegenüber deiner Familie, dass du Big Wave surfen gehst? Möchtest du eines Tages selbst eine Familie haben? Würdest du dann immer noch Big Wave surfen?

Ich möchte auf jeden Fall irgendwann eine Familie haben und ja, ich möchte dann immer noch Big Wave surfen. Aber wir werden sehen, wie es kommt. Ich glaube an eine gute Vorbereitung und ich schätze die Risiken gut ein. Ich überschreite meine Grenzen nicht. Ich bin mir zu 100 Prozent bewusst und weiß, was ich tue. Das Wichtigste ist, sicher nach Hause zu kommen. Außerdem, Autofahren ist auch sehr unsicher, oder?

Wirst du am WSL Big Wave Nazaré Event teilnehmen? Letztes Jahr hast du gewonnen, oder?

Ja, ich werde teilnehmen. Zum Glück wurde ich dieses Jahr wieder eingeladen und alles ist cool. Tatsächlich muss ich meinen Titel verteidigen. 

Was genießt du mehr: An Wettkämpfen teilnehmen oder das Charger-Leben mit Youtube, Reisen und dem Entdecken neuer Wellen?

Eine gute Frage. Ich liebe diesen Lifestyle: Reisen, Filmen, ich liebe dieses Leben. Beim Wettkampf Surfen geht alles so schnell. Du hast eine begrenzte Zeit, um dein Bestes zu zeigen. Wenn du in diesem Moment nicht dein Bestes zeigen kannst, bist du draußen. Ich denke, das ist sehr unfair. Ich glaube nicht, dass man in einer Stunde zeigen kann, wie gut man ist. Oder in einer halben Stunde oder 20 Minuten,wie auch immer. Ich denke, unser Sport ist viel größer als das.

Wenn du dich zwischen dem Charger-Leben und Wettkämpfen entscheiden müsstest, was würdest du wählen?

Ich glaube wirklich, dass es heutzutage für alles Zeit gibt. Alles geht Hand in Hand. Du musst in der Lage sein oder die Leute erwarten von dir, dass du alles auf einmal machen kannst. Aber wenn ich wählen müsste, würde ich definitiv um die Welt reisen und das dokumentieren. Es gibt dabei einfach mehr Möglichkeiten.

Bekommst du in deinen Youtube-Vlogs manchmal Hass, weil du über geheime Spots sprichst?

Ja, das gehört wohl dazu. Im Internet gibt es immer Hater. Ich arbeite gerade an einem Projekt mit dem portugiesischen Tourismusverband und natürlich gibt es Kritik. Meine Perspektive ist, dass ich hier in Portugal aufgewachsen bin und mir die Leute immer gesagt haben, dass wir der Welt zeigen müssen, was Portugal zu bieten hat. Und nun, wo Portugal bekannter ist, kommt Hass von ihnen. Aber man muss einfach weitermachen und an das Richtige glauben.

Nic von Rupp Nazaré

Foto: Monster Energy / Von Rupp Media

Hast du einen Traum oder ein Hauptziel, das du noch erreichen möchtest?

Mhh, ich möchte so lange surfen, wie ich kann. Ich möchte eines Tages die größte Welle der Welt surfen. Ich möchte weiterhin Wettkämpfe gewinnen und coolen Content erstellen. Ich möchte weiterhin inspirieren. Ich möchte die junge zukünftige Generation inspirieren und ich möchte mein Vermächtnis jemandem hinterlassen, der etwas für den Sport getan hat. Und ich möchte den Menschen etwas zurückgeben, damit sie die gleichen Möglichkeiten haben, wie ich sie hatte.

Wie stehst du zu Steudtner? Ist er dein größter Konkurrent? Wie würdest du eure Beziehung beschreiben?

Ich würde ihn nicht als Konkurrenten bezeichnen. Er ist ein großartiger Surfer. Aber wir treten nicht gegeneinander an, wenn wir ehrlich sind. Natürlich kann es immer nur einen Gewinner geben, sei es in den Wettkämpfen oder im Ziel, die größte Welle des Jahres zu reiten. Aber am Ende des Tages kämpfen wir wirklich für einander, helfen einander, denn dann geht es ums Überleben. Es dreht sich alles ums Überleben.

Steudtner ist ein ganz anderer Surfer als ich. Ich bewundere ihn und ich glaube, er bewundert mich auch. Gerade ist er in einer sehr guten Position, denn er hat vor ein paar Jahren die größte Welle der Welt gesurft. Er leistet eine ausgezeichnete Arbeit für die Community in Nazaré. Und ja, ich denke, sein Erfolg ist wohlverdient. Er ist eine wirklich professionelle Person.

Big Wave surfen ist sehr teuer. Du meintest vorhin, dass eine Mission etwa 1000 Euro koste. Wie finanzierst du das?

Ja, wie mache ich das? Das frage ich mich selbst jeden Tag. Die Zahlen stimmen nicht! Ich bin kein Excel-Tabellen-Typ. Deshalb folge ich einfach meinem Gefühl, versuche es möglich zu machen, versuche das Team auszustatten und aufzufüllen, und natürlich sind wir von Sponsoren abhängig. Unternehmen wie Tudor unterstützen uns sehr in diesen Tagen, Monster, Hurley, ja, die Zahlen stimmen nicht, aber es kommt ein bisschen Budget rein und das wird investiert, um den Traum vom Big Wave surfen zu verwirklichen.

Wer ist der wichtigste Teil deines Teams?

Definitiv Sergio Cosmé, mein Jetski-Pilot. Er hat mir hier in Nazaré so viel beigebracht, vor allem das Jetski-Fahren. Er kümmert sich um meine Sicherheit und pusht mich in die größten Wellen. Er ist wirklich der Wichtigste.

Sergio

Foto: Sebastian Bechtel

Trainierst du auch junge Surfer:innen? Ist es dein Ziel, dein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben?

Ja, natürlich. Eines meiner Hauptanliegen ist es, ein Erbe zu hinterlassen und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben,ihre Träume zu verwirklichen. Vor ein paar Jahren konnte ich Ben Large aus Schottland wirklich unterstützen. Er ist einfantastisches Kind und Surfer, und wir haben einige Episoden zusammen gedreht. Plötzlich wurde er von O’Neil und Redbull gesponsert. Es ist großartig zu sehen, wie sich sein Talent entfaltet hat. Wenn ich anderen Menschen,insbesondere Kindern, helfen kann, ihre Träume zu erreichen und eine Karriere aufzubauen, dann ist das fantastisch.

Die Lipkes haben mir auch sehr geholfen, als ich aufgewachsen bin und mich entwickelt habe. Sie haben mir dieMöglichkeit gegeben, meinen Weg zu gehen. Ich glaube daran, dass man gibt und nimmt im Leben. Das ist meine Überzeugung. Ich bin 33 Jahre alt und genau da, wo ich sein möchte. Ich gewinne Wettbewerbe, tue, wasich liebe, habe gesunde Sponsoren und ein großartiges Team. Es ist mir sehr wichtig, auch Menschen, die dieseMöglichkeiten noch nicht haben, zu unterstützen. Das ist definitiv eines meiner Hauptanliegen. Ich möchte auch anderen Menschen Möglichkeiten bieten, insbesondere der lokalen Gemeinschaft. Surfen ist ein teurer Sport und es ist schwierig, einzusteigen.

Würdest du auch dem deutschen Team helfen und junge Surfer:innen trainieren?

Ja, vielleicht. Wir werden sehen, was passiert. Das deutsche Team, das olympische Team, leistet eine unglaubliche Arbeit. Es ist erstaunlich zu sehen, wie weit es gekommen ist. Ich war selbst Teil vom Team Germany und habe 10 Jahre lang die deutsche Flagge vertreten, ohne Unterstützung. Ich bin alleine nach Tahiti, in die USA, nach Brasilien gereist, ohne Coaches. Und damals wollte mich das portugiesische Team schon bei sich aufnehmen. Sie waren es schließlich, die mich unterstützt haben.

Es ist faszinierend zu sehen, wie sich das Surfen in Deutschland entwickelt hat. Es gibt jetzt eine richtige olympische Struktur mit Training und allem Drum und Dran. Das kann jungen Athlet:innen wirklich helfen, eine Karriere aufzubauen. Es ist großartig zu sehen, dass eine professionelle sportliche Karriere in Deutschland nun auch im Surfen möglich ist, und nicht nur im Fußball oder Tennis.

Bereust du etwas?

Ich bereue nichts in meinem Leben. Ich weiß nicht. Sollte ich etwas bereuen? Haha. Ich versuche nachzudenken, aber es gibt nichts. ;) 

Vielleicht hättest du gerne früher zum portugiesischen Team gewechselt?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe getan, was ich tun musste, und mich immer als internationaler Surfer positioniert. Nicht als Deutscher, nicht als Portugiese, nicht als Schweizer, nicht als Amerikaner. Ich lasse mein Talent für sich sprechen, und das hat sich immer ausgezahlt. Heutzutage sind wir europäische Bürger, es gibt kein Deutsch oder Portugiesisch mehr. Wir sind eine Mischung aus allem. So habe ich mich immer gesehen. Ich bin glücklich mit allen Schritten, die ich gemacht habe. Sie waren richtig und bedacht. Ich habe immer hart gearbeitet. 

Vielleicht bereue ich, dass ich nicht früher mit dem Big-Wave-Surfen angefangen habe, denn das war meine Bestimmung. Ich bin erst mit 26 Jahren dazu gekommen. Ich habe viele Jahre auf der Qualifying Series (QS) verloren, in schlechten Wellen und mit meinen Gedanken woanders. Ich war nicht im Wettbewerb, sondern in meinem Kopf, wo der nächste große Swell ankommen würde. Ich war schon lange dazu bestimmt, ein Big-Wave-Surfer zu sein, und ich hätte es wahrscheinlich früher machen sollen. Das ist das Einzige, was ich bereue, aber es ist nicht wirklich ein Bedauern. Es ist einfach das Leben, weißt du? 

Nic von Rupp Nazaré

Foto: Margarita Salyak Greenbush Lowrez

Und warum hast du nicht früher mit dem Big Wave Surfen gestartet? 

Weil ich nur ein Schaf in der Herde war. Schafe machen, was andere Schafe machen. Wenn dein Sponsor sagt, du sollst nach links gehen, dann gehst du nach links. Du denkst nicht darüber nach, auch mal nach rechts zu gehen. Wenn dein Sponsor sagt, du musst die QS machen, dich für die CT qualifizieren, ein Weltmeister werden, dann machst du das. Du gehst all diese Schritte. Es gibt kein „Hmm, aber eigentlich möchte ich gerne ein Big-Wave-Surfer sein“. Du machst einfach, was deine Sponsoren sagen.

Es hat lange gedauert, bis ich realisiert habe: Wisst ihr was? Ich gehe ab jetzt meinen eigenen Weg. Und das war mit 25 Jahren. Aber ich habe immer in der Nebensaison große Wellen gesurft, immer wenn die Wettbewerbe vorbei waren. Ich bin nach Nazaré gekommen und habe gecharged. Dadurch habe ich mir einen Namen gemacht und bin ich auch als Surfer gewachsen.

Gab es einen Punkt in deinem Leben, an dem du mit dem Surfen aufhören wolltest? 

Nie. Surfen ist meine Therapie. Im Ozean zu sein ist ein Segen. Es ist unglaublich. Es ist das Beste überhaupt! Ich habe immer gesagt, sobald ich meine Leidenschaft für etwas verliere, lasse ich es los. Und bisher bin ich noch nicht an diesem Punkt angekommen.

Hast du einen Tipp, den du deinem jüngeren Ich geben würdest?

Glaube an dich selbst. Wenn ich bei Wettbewerben verloren habe, habe ich es viel zu persönlich genommen und viel zu oft an mir gezweifelt. Die Welt ist so groß, es gibt so viele Jahre, so viele Karrieremöglichkeiten. Es ist egal, was heute passiert ist. Heute ist heute, morgen ist morgen und in 10 Jahren ist in 10 Jahren. Die Zeit vergeht schnell, besonders wenn man an einem Wettbewerb teilnimmt. Es geht darum, fokussiert zu bleiben, sich als Surfer weiterzuentwickeln und zu wachsen und sich nicht zu sehr auf das Ergebnis eines Wettbewerbs zu konzentrieren.

Was bedeutet Surfen dir?

Surfen ist alles für mich. Surfen ist meine Familie, meine Leidenschaft, meine Arbeit, meine Religion. Es ist meine Therapie. Surfen hat mir alles gegeben, was ich habe. Dafür bin ich sehr dankbar.

Vielen Dank dir für das Gespräch, Nic. 

Sehr gerne!

Nic von Rupp und Monster Energy Athleten

Foto: Kristjan Taal / Von Rupp Media

Ok, zum Schluss haben wir noch ein paar Entweder-Oder-Fragen für dich: Tow in oder Paddle in?

Paddle in ist definitiv spezieller. Das Gefühl, sich der Natur zu stellen, alleine, ohne Jetskis, und eine Welle anpaddelt, ist ein einzigartiges Gefühl.

Comfort-Zone Portugal oder the Search?

Es ist natürlich etwas Besonderes, zu Hause in der Komfortzone zu sein und hier in Nazaré zu surfen, nur eine Stunde von meinem Zuhause entfernt. Aber es fühlt sich auch gut an, in ein Flugzeug zu steigen und bis nach Tahiti zu fliegen, um ein paar fette Wellen zu surfen. Am wohlsten fühle ich mich trotzdem in meiner Komfortzone in Portugal. Hier bin ich aufgewachsen und es gibt die größten Wellen der Welt. Aber ich bin nie wirklich entspannt, ich muss immer nach einer noch größeren Welle suchen, egal wo. 

Big Waves oder Tubes?

Sehr schwere Frage. Ich komme eigentlich aus den Tubes. Heutzutage bin ich jedoch viel öfter in den Big Waves. Am liebsten habe ich Big Waves mit Tubes. Haha.

Contest oder Freesurf?

Freesurfen mit einem Contest Mindset. Genug Zeit, um Wellen auszusuchen, aber dann auch mit dem Ziel, sich ständig zu verbessern.

Mit wem würdest du gerne nochmal das Lineup teilen?

Vor kurzem hatten wir Rob Machado hier in Portugal. Das war echt cool. Er ist für mich ein Idol seit meiner Jugend.

Lieblings-Surfspot?

Wahrscheinlich Nazaré heutzutage. Ich verbringe hier wirklich viel Zeit und es ist ein sehr besonderer Ort.

Die gruseligste Welle ever? 

Wahrscheinlich auch Nazaré. Hier sieht man die größten Wellen und das kann ziemlich beängstigend sein.

Deutschland oder Portugal? 

Gute Frage. Wahrscheinlich Portugal. In Deutschland gibt es nicht viele Wellen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

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Wenn ihr das Interview auch hören wollt, dann schaut doch mal beim Pulse Podcast vorbei. Hier geht’s zur Folge!

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