Viele Menschen haben das SURFERS Magazine in den letzten 15 Jahren zu dem gemacht, was es heute ist. Keiner allerdings so stark wie Wolfgang Block, der zweifelsohne den grössten Einfluss auf das Heft hatte. „Blocki“ ist der Gründer des b&d Verlags und das „b“ im Namen und war somit jahrelang Herausgeber und auch Chefredakteur der SURFERS. Bis vor seinem Ausstieg aus dem Verlag vor gut drei Jahren folgte die Redaktion mal mehr, mal weniger gehorsam dem Kapitän durch die raue See. Und wie es sich für einen echten Kapitän gehört, bereist er seit einem Jahr die sieben Weltmeere, um täglich zum Surfen aufs Wasser zu kommen. Für diese Jubiläumsausgabe haben wir ihn zu den Beginnen des Magazins befragt.
Surfers: Hallo Wolfgang! Magst du uns die Entstehungsgeschichte des Verlags und der SURFERS erzählen? Was hat dich damals angetrieben, einen auf Extremsport-Magazinen basierenden Verlag zu gründen?
Wolfgang: Die eigentliche und erste Motivation war tatsächlich, surfen zu gehen. Angefangen habe ich ja 1992 mit dem „snowboarder MBM“. Damals habe ich gedacht, ein Snowboard-Magazin von Oktober bis März zu publizieren wäre eine wunderbare Art, seine Zeit im Winter zu verbringen und damit dann genug Geld zu verdienen, um den Sommer im Wasser zu verbringen…
Als wir Surfers 1994 entwickelten, war Windsurfen gerade auf einem emotionalen Tiefpunkt. Alles drehte sich nur noch um Speed und Tests und Technokraten übernahmen die Führung in diesem Sport. Das hatte Windsurfen nicht verdient – Windsurfen ist Surfen mit Wind und kein fanatisches Flachwasserglühen! Als dann das Leitmedium der Flachwasserfreunde zum Jahresabo auch noch weisse Tennissocken anbot, war das Mass der Geschmacklosigkeit voll. Wir haben SURFERS entwickelt, ein Magazin, in dem es ums Surfen in Wellen geht, um die Leidenschaft, auf und mit dem Meer zu sein. Nichts gegen Menschen auf Baggerseen, aber sie sollten zumindest ans Meer wollen. Als wir das Magazin dann 1995 im Januar auf der „boot“ zusammen mit dem gerade startenden MTV Networks Germany zeigten, war der Zuspruch grandios. Viele junge und auch ältere Surfer meldeten sich bei uns und hatten in SURFERS ein Magazin gefunden das ihrem Lebensgefühl entsprach. Für mich bedeutete die Entwicklung von SURFERS, mein eigenes Lebensgefühl auszudrücken. Ich kannte eine Menge Leute in der Industrie und an den Stränden der Welt und wusste, dass die Zeit gekommen war, ein solches Magazin zu publizieren – es passte und es wurde schnell sehr erfolgreich.
Was hast du vor der Gründung des Verlags und der SURFERS getrieben?
Ich habe Anfang der 80er meine Schulzeit aktiv mit Windsurfen verbracht und bin dann nach dem Abitur nach Sylt gezogen. Wir haben damals mit dem Wellenreiten auf Sylt und in Südfrankreich angefangen. Mit ein paar Syltern haben wir 1986 die ersten Wellenreitkurse an der Atlantikküste in Mimizan angeboten. Während dieser Zeit suchte das Magazin „Surfen“ einen Testfahrer für neue Bretter und Segel, so bin ich in jungen Jahren Surfboard-Testfahrer geworden. Als ich dann mein Studium begann, bekam ich das Angebot, in dem Verlag ein Volontariat zu machen und Redakteur zu werden. Ich habe das Studium unterbrochen und volontiert. Später habe ich mit Berichten und Reportagen mein Studium finanziert, habe eine kleine PR-Agentur aufgebaut und später mit Objektentwicklungen mein Geld verdient. 1990/ 91 bin ich dann mit Rucksack und Surfboard aufgebrochen und habe Indien, Sri Lanka, Indonesien, Australien, Fidschi, Hawaii und Kalifornien bereist – auf Hawaii bekam ich das Angebot, ein neues Magazin in Hamburg zu entwickeln. Da die Reise mein Budget ziemlich aufgefressen hatte, kam das Angebot gerade richtig. So bin ich wieder in der Entwicklung gelandet. Ich hatte auf der Weltreise aber auch ein kleines Marketingbuch für eine junge Modefirma produziert. Die Marke war neu und hiess Homeboy. Einer der Besitzer der Marke war Titus Dittmann, der mich dann anrief und fragte, ob wir nicht zusammen einen Verlag gründen wollten. Titus hatte schon länger das „Monster Skateboard Magazine“ auf dem Markt und gerade ein Snowboard-Magazin angefangen. Ich sagte zu und entwickelte das „snowboarder Monster Backside Magazin“. Mit dem Erfolg haben wir dann den b&d Verlag gründen können.
Zum b&d Verlag gehört ja nicht nur dieses Magazin, sondern noch eine Reihe anderer Extremsport-Titel wie beispielsweise „motoX“, „skateboard MSM“, „snowboarder MBM“, „freedomBMX“ und viele weitere – ein wildes Volk von Individualisten also, die diese Hefte produzieren und sicher für den Chef nicht immer einfach zu kontrollieren waren. Gibt es ein paar Geschichten, die du uns in dem Zusammenhang erzählen magst?
Du meinst Weihnachtsfeiern mit nackten Chefredakteuren auf der Tanzfläche und jungen Volontären in der Ausnüchterungszelle!? Die gesamte b&d Crew war eine grosse Familie mit grossartigen Feiern und extrem guter Stimmung. Ich glaube, alle Leute, die in der Zeit bei b&d gearbeitet haben, waren 100 Prozent b&d und haben den Verlag mit voller Tatkraft unterstützt und gelebt. Natürlich gibt es Geschichten, die hängen bleiben: Ich hatte einmal die Kündigung der kompletten „skateboard“-Redaktion auf dem Tisch, als ein Banner der Allianz Versicherung auf der Website erschien, in der ein Inline Skater durchs Bild schoss. Zum Glück war die Agentur der Allianz einsichtig, es wurde tatsächlich ein Skateboard-Motiv entwickelt und ich hatte wieder eine Redaktion. Bei SURFERS gilt meine Lieblingserinnerung unserer Hawaii-Redakteurin Diana: Wir waren in G-Land beim Quik Pro und Gerry Elkerton hatte Diana überredet, mit ihm „Kongs“ zu surfen. Diana ist Gerry dann hinterher gepaddelt und hat es tatsächlich in den Line-up geschafft. Ich glaube, Elkerton hätte eher ein Känguru am indonesischen Strand erwartet als eine deutsche Surferin in soliden zehn Fuss an diesem Riff. Er schrie Diana an, ob sie noch ganz bei Sinnen wäre, und hatte echte Sorgen, sie wieder heil ans Ufer zu bringen. Abends war das „crazy German girl from SURFERS“ im Camp ein echtes Thema. Es gab eine Menge Bier und das Magazin war in der Pro-Szene bekannt.
Gibt es Momente, an die du besonders gerne zurückdenkst? Und welche in der SURFERS-Geschichte würdest du am liebsten ausblenden?
Ich denke an die gesamte Surfers-Zeit gerne zurück. Das Magazin hat neue Standards gesetzt. SURFERS hat damals das Longboard zum Windsurfen entwickelt, hat mit dem Soulwave einen internationalen Contest geschaffen, war federführend bei der Entwicklung des Freestyle-Surfens und hat Wellenreiten in Deutschland ein Forum gegeben. Etwas richtig Peinliches kommt mir zurzeit gar nicht in den Sinn.
Gibt es einzelne Geschichten, auf die du besonders stolz bist, dass sie im SURFERS veröffentlicht wurden?
Die Geschichte über die Sylter Surfer war ein Highlight, weil Deutschlands Surf-Pioniere dafür ihre gut geschützten Bilderbücher öffneten. Die Timothy-Leary-Geschichte war grossartig, und dass man heute noch auf Hawaii erscheinen kann und Leute wie Randy Rarick, Sunny Garcia oder Pete Cabrinha SURFERS als Magazin kennen und schätzen, macht einen stolz.
Vielen Dank, Blocki!
Gruss aus Byron Bay!
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