Text & Fotos Jan Schikora / Surf Fotos: Roni Vuorela
So schön, wellenreich und kostengünstig die Klassiker in Europa auch im Spätherbst/Winter sein mögen, das unmittelbare Ungemach fröstelnder Kinder, sowie der Griesgram des Partners angesichts des bestechenden Charmes ausgestorbener Strandorte könnte den ein oder anderen dazu bewegen sich weiter in den Süden aufzumachen.
So auch wir, die wir uns Mitte November vorgenommen hatten, die letzten Jahre ohne der Ägide der Schulpflicht bis auf die letzte verfügbare Minute auszukosten.
Ich war kläglich daran gescheitert, meine geringfügig weniger surfbegeisterte Frau nachhaltig von der Sinnhaftigkeit dieser Reise zu überzeugen. Möglicherweise hätte ich zu dem altbewährten Trick greifen sollen, im Internet Karibik-Fotos mit falschen Standortangaben zu versehen.
Da jedoch eine Ehe mit Kindern auf Kompromissen basiert, beschlossen wir kurzerhand, dass ich mich – zum Wohle aller – mit meinem 5-jährigen Sohn Benjamin allein auf den Weg in den Senegal machen müsste.
Das Setting war denkbar günstig. 5 Wochen vor Weihnachten würden uns höchstens Rentner die Plätze im Flieger streitig machen. Der Zielort lag auf einer kleinen Insel, die wiederum einer Halbinsel vorgelagert war und somit ein beruhigend großes Swell-Fenster offen halten würde. Zudem würde die kleine Insel ein verkehrsberuhigtes Ambiente bieten, um dem Bewegungsdrang des Kindes gerecht zu werden.
Es würde warm und trocken bleiben und, gemäß meiner nicht auf Vollständigkeit abgezielten Internetrecherche schien die Hauptgefahr für Leib und Leben von einem rachsüchtigen Nilpferd auszugehen, welches bereits 25 Fischer auf dem Gewissen zu haben schien. Wir beschlossen, uns von Fischern fernzuhalten.
Das grundsätzlich phantasielose Auswärtige Amt brachte die Liste seiner Bedenken derart gelangweilt hervor, dass diese – schnell vorgelesen – nicht einmal meine Frau verschrecken konnten. Dank der kurzen Reisevorbereitungszeit wurde mal wieder das Argument herausgekramt, dass Malaria ohnehin eine Inkubationszeit von einer Woche hätte und wir uns nach sieben Tagen schon fast auf dem Heimflug befinden würden. (Anm. d. Red.: tatsächlich ist das Stadtgebiet Dakar weitestgehend Malariafrei)
Nach ausgiebigster Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass die beste und einzige Sicherheitsvorkehrung für die Reise in den Senegal das Tragen eines Schokoriegel-großen Schnauzers sein musste. Denn, wie Jeder weiß, ist ein beachtlicher Schnauzer nicht nur notwendig um in einem fremden Lineup seinen rechtmäßigen Wellenanteil zu sichern, sondern geradezu unerlässlich um die Sympathie der Landesbevölkerung zu erheischen.
Der Plan, der hinter der ganzen Reise steckte war so einfach. Ich würde den behutsam gelegten Grundstein der Sucht nach Wellen bei meinem Sohn so fest einzementieren, dass unsere Koalition die Stoßrichtung der Familienurlaube von nun an für alle Zeiten diktieren würden.
So weit so gut, jedoch musste ich – spätestens durch diesen Trip – lernen, dass ein (Solo) Surf-Trip mit Kindern die Betrachtung einiger zusätzlicher Punkte bedarf. Im Folgenden ist eine, sicherlich nicht vollständige Liste an 8 Punkten, die meines Erachtens beachtet werden könnten, sollte man vorhaben mit seinem(n) Kind(ern) einen Trip in den Senegal zu planen. Sollte man keine Kinder haben (oder dem Senegal fernbleiben wollen), sind dem ein oder anderen Punkt allgemeingültige, möglicherweise sogar sinnvolle Informationsfetzen zu entlocken.