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Julius Wenzel

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Julius Wenzel – Im Interview mit dem ADH Open Champ 2022

Interview: Paulina Keller / Fotos: Torq Fotoshoot – Ricardo Bravo

Anfang Juni fanden in Seignosse, Frankreich, nach zwei Jahren Corona Pause endlich wieder die adh Open im Wellenreiten statt, der Surfcontest für Studierende aus Deutschland.

Julius Wenzel gewann dort seinen ersten Contest, und das ohne eigenes Brett. Wir haben uns den Gewinner der Open Men geschnappt und ihn ausgefragt, über seine Verbindung zum Wellenreiten, das Comeback der adh und das Contest-Surfen.
Unser Telefongespräch fand unter schlechten Internetbedingungen zwischen Fotoshoot und Surfsession statt, denn Julius ist gerade für Torq Surfboards auf den Malediven.

Julius Wenzel
Foto: Torq Fotoshoot – Jürgen Tap

Julius Wenzel ist Sozioökonomik-Student aus Kiel, 25 Jahre alt, in Portugal aufgewachsen und seit über zehn Jahren leidenschaftlicher Surfer. Ungefähr 30 Contests hat er in seinem Leben schon mitgesurft und nun im Juni seinen ersten gewonnen, die adh Open 2022.

Hey Julius. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Lass uns mit ein paar Fragen zu deinem Surfbackground anfangen. Wie bist du eigentlich zum Surfen gekommen?

Hey, danke. Durch meine Familie. Mein Vater fand die Idee immer ganz cool, dass wir surfen, aber
mich hat das als kleines Kind gar nicht so gecatcht, muss ich sagen – ich hatte oft viel zu viel Angst. Als
mein mittlerer Bruder dann aufs Gymnasium kam, haben wir der Sache noch eine Chance gegeben und hatten nach der Schule regelmäßig Surfunterricht, so wie andere Kinder eben Tennis spielen.

Da waren wir dann mindestens einmal die Woche im Wasser, und am Wochenende natürlich – und dann schnell so viel es ging. Am Ende der Oberstufe war ich im Durchschnitt bestimmt so viermal die Woche surfen. Das ist weniger geworden, jetzt wo ich nicht mehr so viel in Portugal bin. Außerdem hat sich mein Fokus dann bisschen verbreitert. Es ist nicht mehr nur Surfen, sondern alles drumherum: Windsurfen, Kiten, Spearfishen – das sind einige meiner Hobbys für den Fall, dass es keine Wellen gibt.

Julius Wenzel
Torq Fotoshoot – Ricardo Bravo

Was bedeutet das Surfen für dich?

Surfen ist für mich immer eine gute Ausrede, um draußen zu sein, auf dem Wasser zu spielen, Spaß zu haben und in der Natur unterwegs zu sein. Ich bin jetzt nicht so der Typ, der irgendwie viel meditiert oder Yoga macht, aber vielleicht gerade wegen des Surfens. Man hat einerseits immer Pausen, in denen man auf den Horizont-schauend auf eine Welle warten und nachdenken kann. Und andererseits, wenn man dann eine Welle surft, ist man total im Moment und im Flow. Ich habe das aus irgendeinem Film aufgeschnappt, ist vielleicht ein bisschen kitschig aber eine gute Beschreibung für das Surfen für mich:

„Playing with Purpose“.

Julius Wenzel

Foto: Torq Fotoshoot – Ricardo Bravo

Wie fühlst du dich nach einem Surf?

Haha, das kommt darauf an, wie lang ich drin war, aber meistens eher platt und ausgepowert. Es gibt kein tolleres Gefühl, als abends komplett fertig ins Bett zu fallen, outsurfed. Dann fallen die Augen schon zu, sobald man die Matratze berührt.

Verrätst du uns deinen Lieblings-Surfspot?

Also es ist schon so, dass wenn zu Hause (also Guincho in Portugal) nice Wellen sind, dann ist das
einfach das Schönste.

Was für ein Brett surfst du am liebsten?

In erster Linie bin ich jetzt keiner dieser Surfer mit 100 Boards, für jede Bedingung ein anderes. Ein
Brett für alle Conditions im Auto zu haben mag ich am liebsten, dann muss man nicht mehr so viel
nachdenken und sich nicht entscheiden. Also einfach ein ganz klassischer Allrounder, dass ist für mich
ein traditionelles Shortboard, also so 6‘0 oder 5’11 und drei Finnen – ein ganz normales Surfboard in dem Sinne. 

Julius Wenzel

Foto: Torq Fotoshoot – Ricardo Bravo

Hast du schon viele Boards beim Surfen gecrasht?

Ehrlich gesagt, nicht so wirklich. Ich habe in meinem Leben nur zwei Bretter in der Mitte durchgebrochen (das eine war ein PU-Board und das andere ein Prototyp, der nicht wirklich gut funktioniert hat). An dieser Stelle einmal Props an meinen Dad, die Torq-Bretter halten wirklich irre gut.

Alles klar. Jetzt wollen wir natürlich noch was zum Contest wissen. Wie fandest du die adh dieses Jahr und was sagst du zu ihrem Comeback nach zwei Jahren Pause?

Generell ist das Niveau bei der adh sehr durchmischt. Viele sind richtig gute Hobby-Surfer und andere gehen mit weniger Erfahrung raus. Aber genau das ist die adh Open im Wellenreiten – es ist kein bitterer Wettkampf, sondern der Spaß steht im Vordergrund. Außerdem liegt der Fokus dieses Jahr mehr auf dem Surfen und weniger auf anderen fragwürdigeren studentischen Hobbys. Das Event ist kleiner, mit Leuten, die tatsächlich am Surfen interessiert sind und es herrscht eine ziemlich familiäre Atmosphäre. Das hat mir sehr gut gefallen, im Vergleich zu den letzten Jahren.

Du bist ja schon ungefähr 30 Contests mitgesurft und die adh Open ist der erste, den du gewonnen hast. Wie fühlt sich das an?

Ich freu mich natürlich total. Aber trotzdem ist das irgendwie auch nicht ganz fair, muss man dazusagen. Es ist einfach ein Unterschied, ob man wie ich in Portugal aufgewachsen ist und easy surfen gehen kann oder immer nach Sylt fahren oder bei drei Grad in der Ostsee sitzen muss, um ein paar Wellen zu kriegen.

Julius Wenzel
Julius Wenzel jubelt ausgelassen und wird von seinen Freunden feierlich auf den Schultern getragen. (Foto: Adrien Bombal)

Was ist deine Meinung generell zum Contest-Surfen?

Also eigentlich ist das jetzt nicht zu 100 Prozent meins, aber früher als Kind war es natürlich aufregend. Man pusht sich und lernt auch viel. Bei der adh Open herrscht ein entspannterer Vibe, das macht dann auch Spaß. Generell gehe ich lieber einfach so surfen, ohne Druck performen zu müssen.

Julius Wenzel
Foto: Torq Fotoshoot – Ricardo Bravo

Dann kann ich das mehr genießen. Und ja, das ist auch weniger stressig, denn beim Contest steht man meiner Erinnerung nach immer am Strand und friert. Jetzt bei der adh war mein Stresslevel gut unter Kontrolle. Ehrlich gesagt hat mich am meisten die Erwartung meiner Kumpels unter Druck gesetzt, die meinten: „Komm, diesmal gewinnst du doch so oder so!“. Aber es ist immer alles offen.

Du hast den Contest ohne eigenes Brett gewonnen. Wie kam es dazu?

Ja, haha! Das kam so: Ich bin mit dem Zug angereist und es ist immer äußerst kompliziert, ein Surfboard mit in den TGV zu nehmen. Ich wusste aber, dass mein Bruder mit Kumpels und Boards bei der adh sein wird und dann dachte ich mir, dass ich dort einfach eins leihe.

Im Endeffekt bin ich dann auf dem Board eines Freundes gefahren. Ein ganz normales Torq-Serienboard, was er uns mal vor paar Jahren abgekauft hatte und ich deshalb gut kannte. Perfekt für die Bedingungen. Das hat sich wirklich gut ergeben für mich.

Julius Wenzel

Foto: Torq Fotoshoot – Jürgen Tap

Was machst du eigentlich, wenn du nicht gerade surfst?

Ich studiere ein bisschen aber andere Projekte in meinem Leben haben jetzt die Überhand genommen. Ich habe mir zum Beispiel vor zwei Jahren ein Segelboot gekauft und das habe ich diesen Sommer endlich startklar gemacht.

Ich bin im Mai mit ein paar Freunden aufgebrochen und der Plan ist jetzt, in Etappen von Kiel nach Portugal zu segeln und auf dem Boot zu leben, zu surfen, zu fischen und zu arbeiten. Am Laptop geht das zum Glück von fast überall heutzutage. Ich arbeite gerade bei zwei Startups mit, wo es um den Schutz und Wiederaufbau von Ökosystemen geht.

Julius Wenzel
Foto: Hedda Werres

 

Spannend! Was ist denn deine Meinung zur Nachhaltigkeit beim Surfen?

Leider ist da ganz viel Greenwashing dabei. Mit jedem hippen Produkt, das man kauft, rettet man heutzutage angeblich gleich das Meer. Doch das ist natürlich meistens Quatsch! Was Surfbretter angeht glaube ich, dass die Technologie aktuell noch nicht so weit ist. Ja, man kann die Herstellung der Bretter optimieren. Bei der Produktion von Torq Boards entsteht zum Beispiel im Vergleich zu anderen Brettern extrem wenig Abfall, da die meisten Blanks nicht gefräst, sondern gegossen sind.

Julius Wenzel
Foto: Hedda Werres

Aber am Ende sind das immer noch alles Plastikboards aus Erdöl. Das Bewusstsein ist in der Surfcommunity eigentlich schon verhältnismäßig groß, es wird viel darüber geredet, aber generell muss noch ein bisschen ehrlicher darüber gesprochen werden. Es gibt schon genug Bretter auf der Welt, und warum sollte man sich nicht erstmal ein altes Board kaufen? Ich habe auch gerade meinem Vater vorgeschlagen, dass es sinnvoll wäre, wenn Torq auch gebrauchte Bretter verkauft, aber die Idee ist noch jung.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Vielen Dank!

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