Der Name Dieter Deventer ist wohl seit dem Riversurf- Film “Keep Surfing” jedem ein Begriff. Das Dieter nicht nur Lebensretter und Surfer der ersten Stunde am Eisbach ist, sondern auch professioneller Kameramann und Fotograf, mag dem ein oder anderen noch neu sein.
Heute erscheint seine erste große Buchveröffentlichung “Riversurfing- Flusswellen von München bis zum Amazonas” und das war für uns Grund genug diesen charismatischen Menschen zu einem kleinen Gespräch einzuladen.
Hallo Dieter, schön das du es noch geschafft hast.
D: Hallo zusammen, ja super. Hab leider noch kein Exemplar des Buches aber das sollte heute ankommen. Ich bin schon gespannt.
Lebst Du eigentlich von Deiner Fotografie?
D: Nein, mein eigentlicher Beruf ist Kameramann. Ich arbeite als Kameramann für Spielfilme und Werbespots. Fotografieren ist so ne Art ambitioniertes Hobby. Als kleiner Junge hab ich eigentlich schon mit fotografieren angefangen, damals mit der Kamera von meinem Vater. Als ich dann immer mehr Lust auf Skifahren hatte und die ganze Freesytle-Ski Bewegung losging bin ich mit der Super 8 los. Die ersten Filme mit Luis Trenker und Arnold Fank haben mich so begeistert, dass ich mit der Skifilmerei angefangen hab. Ich hatte als Freestyleskifahrer gute Kontakte aus der Werbung und habe so dann mein erstes Geld zusammen gekriegt um eigene Filme zu machen. Die waren dann sogar sehr erfolgreich und gewannen erste Preise beim Skifilmfestival in New York.
Wie hießen denn die Filme von damals?
D: Der Erste hieß „Schikikuspokus“, da hat sogar Luis Trenker mitgespielt. Der Zweite hieß „Sir Arthur Knatterski“.
Was? Der hieß wirklich „Sir Arthur Knatterski?
D: Ja ja, da werden Mädchen auf der Skipiste gekidnappt und der Sponsor des Filmes „Spaten Bier“ engagiert den besten Detektiv Englands um die Mädchen zu befreien. Der kann aber nicht Skifahren und wird dann von super Skifahrern unterstützt, um den „Greifer“, den Anführer der Mädchenentführerbande zu fangen. Quasi Greifer gegen Sir-Arthur-Knatterski. Ist immer noch kultig und sehr komisch.
I ch werd ihn jetzt mal ein bisschen kürzen und umschneiden. Der dritte Skifilm heißt „Pistenteufel“, da hab ich die Verhaltensregeln für Skifahrer für das Fernsehen gedreht. Es geht um „Frankenstein“ und „Belzebub“, die alles falschmachen was auf der Skipiste geht. Der läuft lustiger Weise gerade bei der Skishow in Fiss jeden Dienstag. Nach fast 30 Jahren in der Schublade.
Wie ging es dann weiter?
D: Ich hab dann Regie an der Filmhochschule in München HFF studiert, aber nachdem ich gemerkt habe das ich eher der visuelle Mensch bin, hab ich wieder mehr in die Kameramann-Schiene gewechselt. Und das mach ich jetzt seit knapp 20 Jahren und verdiene damit auch mein Geld. Das ist auch nach wie vor das was mir Spaß macht.
Und die Fotografie?
D: Die hab ich vor knapp 6 Jahren als Ausgleich für die künstlichen Welten in der Werbung und im Spielfilm wieder für mich entdeckt. Ich hab dann einfach nach Themen der realen Welt gesucht, die mich visuell interessiert haben.
Wie hieß das erste Thema?
D: Das hieß „Schaufenster“. Da bin ich immer in den Drehpausen durch die Städte gezogen und hab alte Schaufenster fotografiert. Am liebsten bizarre und skurrile Pleiteschaufenster.
So kurz bevor die Läden zu machen müssen, oder was meinst du mit Pleitenschaufenster?
D: Ja genau, die Läden die um ihre Existenz kämpfen müssen, die im Verdrängungskampf gegen die großen Ketten verloren haben. Wo der Chef selber nochmal das Schaufenster ausstattet und sich unheimlich anstrengt es schön zu machen. Jedes Schaufenster ist ja wie eine kleine Bühne oder Oper. Oft schlimm-peinlich aber liebevoll ausgestattet. Das hat mich irgendwie berührt. Gerade auch weil viele kleine Läden in meiner Umgebung schließen mussten, die man damals geliebt hat. Als dann vor einigen Jahren unsere Milchfrau um die Ecke das Schild „muss schließen“ im Schaufenster hatte, kam mir diese Idee, Schaufenster zu fotografieren.
Dann bist du ein echtes Münchner Kindl?
D: Ja, genau. Durch meinen Job komm ich viel rum in der Welt und die Schaufenstersammlung ist aus ungefähr 12 verschiedenen Ländern.
>>Plötzlich platzt der Chef vom Snowboarder MBM rein und schaut verwundert auf Dieter. Dieser stellt sich mit seiner gewohnt lockeren Art vor und wird mit einem stumpfen…“Ich kenn Dich, Du bist der Typ der seine Tochter aus dem Eisbach gerettet hat.” –wahrscheinlich nicht die erste Begegnung dieser Art<<
ok. weiter in der Story.
D: Ja also wie schon erwähnt ist die Fotografie ein sehr amitioniertes drittes Bein für mich, das mich sehr inspiriert. Neben dem Riversurf Thema hatte ich einige Ausstellungen zu meinem Foto-Projekt „time’s traces one and two“ . Das sind sehr malerische Fotos die durch die Zeit ihre Form entwickeln. Beispielsweise Hauswände in Buenes Aires auf denen politische Slogans immer und immer wieder übermalt werden. Dadurch entstehen diese Schichten in den Bildern. Die Wände platzen durch Witterungseinflüsse auf und lassen einen in der Zeit zurück schauen. Mitte Mai hab ich dazu auch wieder eine Ausstellung in der Galerie Kempe Wolter hier in München. Das sind Themen die mich interessieren und noch nicht totfotografiert sind. Da sieht man die Welt wie sie wirklich ist, ohne dass man sie beleuchtet oder künstlich nachstellt
In dem Buch sieht man auch, dass du häufig die Surfer in action portraitiert hast?
D: Ja, mir war es einfach zu langweilig nur die Action selber zu fotografieren und hab dann einen halben Sommer versucht mit einem 600er Objektiv nur die Gesichter und Emotionen zu fotografieren.
Ist das Buch dann auch durch den „Keep Surfing“ Boom entstanden?
D: Ich wurde natürlich durch Björns Film in der Öffentlichkeit bekannter und hab auch viele Interviews gegeben. Normalerweise mag ich das nicht, aber langsam hab ich mich daran gewöhnt. Vor kurzem musste ich für ZDF vor 4 Kameras live ein Interview geben…echt gemein wenn du weißt das jedes Wort für die Ewigkeit ist, aber das hab ich teu teu teu gut gemeistert. Der Buch-Verlag fand das natürlich auch toll, dass durch den Film einiges in Bewegung kam und hat dann auch mit dem Film Werbung für das Buch gemacht. Es sind ja auch zwei Kapitel von Björn im Buch. Ein Teil in Frankreich und einer in Kanada. Es gibt auch ein interessantes Interview mit Björn als Filmemacher im Buch. Das hat sich gut ergänzt.
Und wann kommt das Buch offiziell in den Handel?
D: Ab heute startet der Verkauf. Ich freu mich auch schon endlich das erste Exemplar in den Händen halten zu können
Wie ist Deine Einschätzung zu dem Hype um das Riversurfen?
D: Ach das Riversurfen ist so eine kleine Gemeinde, auch für die Verlage ist das Thema noch immer so exotisch. Gerade wenn man es mit dem richtigen Surfen vergleicht. Das ist in manchen Ländern ja wirklich ein Massensport. Riversurfen ist und bleibt, glaube ich, auch für die Industrie eine mini Nische. Jetzt kommt dann auch noch SUP dazu.
Schmeißt du dich dann auch ab und zu ins Meer?
D: Ja klar, man träumt halt immer von der nächsten Surfreise und versucht sich fit zu halten, damit man nicht 3 Wochen braucht bis man wieder die erste Welle kriegt. So einmal im Jahr geh ich schon nach Java, Marokko oder so.
Was hältst du von den künstlichen Wellen die gerade überall entstehen?
D: Ich wollte diesem Thema eigentlich ein eigenes Kapitel im Buch widmen, aber das hatte dann leider kein Platz mehr.
Du hast auch Bilder von anderen Fotografen in Deinem Buch, oder?
D: Yep, der Björn eben mit Bildern von Kanada und Frankreich, Dieter Verstl, der Altmeister am Eisbach, Meike Reijerman hat 3 Winterfotos mit drin. Von der Gezeitenwelle Severn Bore hat Mark Humpage tolle Bilder aus der Luft mit einem motorisierten Drachen und Rick Werneck hat die Pororoca Welle im Amazonas fotografiert. Ach ja und ein Foto von Christian Brecheis vom Eisbach in der Vogelperspektive, aus einem Helikopter ist auch dabei.
Wir sind gespannt und wünschen Dir viel Erfolg mit dem Buch!
D: Vielen Dank
Hier noch die Kurzbeschreibung des Buches:
Flusssurfen hat sich weltweit zum beliebten Trendsport entwickelt, doch die Geburtsstätte des Riversurfings ist München. Die Floßlände, der Eisbach und bei Hochwasser die offene Isar sind das zweite Zuhause der Münchner Surfszene. Dieter Deventer dokumentiert die Welt des Flusssurfens, die sich um das Naturerlebnis, den sportlichen Ehrgeiz, die Ästhetik, die Selbsterfahrung und das Reisen dreht. Anhand atemberaubender Fotografien, eigener Erfahrungsberichte und Interviews mit anderen Wellenreitern lässt er das Lebensgefühl der Surfer spürbar werden. Neben den Münchner Wellen, die den Mittelpunkt des Buches bilden, stellt er außergewöhnliche Ziele in Kanada, Frankreich, England und am Amazonas vor.
Mehr Infos zu Dieter und seinen Projekten gibt es hier
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