Wie sieht eure Ausrüstung aus, mit der ihr in solchen Bedingungen auf dem Wasser unterwegs seid?
S: Für uns fängt es mit der logischen Auseinandersetzung der Herausforderungen an, um genau zu wissen, was wir da brauchen. Dennoch kann man das beste Equipment haben – wenn man damit nicht vertraut ist, bringt es aber leider nichts. Der Jetski ist sehr wichtig, da ich ohne ihn meinen Partner nicht auf die Welle bekomme und sollte was passieren, auch nicht wieder raus. In Nazaré ist das Anspruchsvollste, sich in der Zone vom Strand bis dort wo die Wellen brechen aufzuhalten. Um uns daran zu gewöhnen, fahren wir bei allen möglichen Bedingungen in diese Zone, mit dem Ziel komfortabel zu werden und den Jetski nicht zu verlieren. Da fängt man in kleineren Wellen an und tastet sich nach oben hin. Ich muss meinen Jetski perfekt kennen und wissen wie weit ich gehen kann. Der Jetski ist so getuned, dass er auf die Bedingungen optimal eingestellt ist. Rettungswesten sind ebenfalls sehr wichtig. Wenn ich nicht früh genug hoch komme, verliere ich Sauerstoff und damit Energie. Die Weste muss mich, sollte ich bewusstlos werden, so an der Wasseroberfläche halten, dass mein Gesicht nach oben zeigt. Das verschafft meinem Partner extra Zeit und vermindert die Wahrscheinlichkeit das ich Wasser einatme.
Dann gibt es einiges an Equipment, das für die Rettung am Strand bereitsteht und natürlich einen Backup Fahrer, der dazu bereit ist ebenfalls einzugreifen, sollten wir den Jetski verlieren oder Hilfe benötigen.
Wasserdichter Funk zur Kommunikation und – das ist das Wichtigste von allem – trainieren wir als Team mit dem Equipment so lange bis alles blind funktioniert.
Wie sicher bzw. gefährlich ist Big Wave Surfen am Ende wirklich? Trotz Mayas Unfall hört man ja relativ selten von ernsthaften Verletzungen und Unfällen…
S: Eine Welle hat ca. 500.000 Kilo Gewicht und ist 70 Sachen schnell. Natürlich ist es gefährlich sich als Mensch diesen Naturgewallten auszusetzen. Ich bin allerdings der Meinung, wenn du technisch, mental und physisch 100% da bist und das richtige Equipment und Training hast, dafür lebst und dir Zeit gibst, dann ist das Big Wave Surfen eine relativ sichere Sportart. Natürlich gibt es ein Restrisiko und das Sprichwort „Everything is good untill it isn’t“ trifft sehr gut zu.
Ich habe von meinem Mentor, Nelson Armitage, der sein ganzes Leben in den größten Wellen Hawaiis verbracht hat, gelernt wie man rational, logisch und ehrlich mit sich selbst und als Teamplayer handelt. Für mich steht die Sicherheit und Vorbereitung an erster Stelle. Das Big Wave Surfen ist noch relativ neu in Europa und die meisten Athleten und auch Firmen haben noch nicht die Erfahrung und das Wissen was Equipment, Training und Sicherheit angeht. Das fängt damit an, dass die Jetskis nicht 100% sind, oder kein Plan für den Ernstfall gemacht wird. Ich will den Firmen, die das Big Wave Surfen für ihr Image nutzen, die Chance geben, ihrer Verpflichtung, dem Athleten bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten, nachzukommen. Deshalb überlege ich, wie man „Big Wave Safety“ Fortbildungen für Europäische Big Wave Surfer organisieren könnte. Das Schlimmste für den Sport und alle Beteiligten wäre, wenn wir jemanden verlieren, obwohl wir etwas dagegen hätten tun können.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mehr über Sebastian Steudnter und seine nächsten Abenteuer findet Ihr hier: www.sebastiansteudtner.de
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