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Surfarzt Constantin Reiber

Surf Basics

SURFMEDIZIN: Mythos Limettensaft zur Wunddesinfektion?

In unserer neuen Kategorie Surfmedizin spricht der Surfarzt Constantin Reiber heute über den Mythos Limettensaft

Stell dir vor, du sitzt im Lineup und wartest auf die nächste Welle. Das warme, klare Wasser spült um deine Beine. Dein Blick schweift vom palmenbewachsenen Strand in Richtung Ozean. Ein cleanes Set rollt auf dich zu. Du paddelst in Postition und spürst wie der Ozean Dich anschiebt. Schon gleitest du mühelos die Welle entlang, während unter dir das farbenfrohe Riff vorbeifliegt. Doch auf einmal bäumt sich die nächste Section steiler und schneller auf als gedacht und deine Bekanntschaft mit dem Riff wird intimer als geplant.

Rosina Neuerer
Rosina Neuerer bearbeitet ihren Reef Cut mit Limettensaft, aber ist das sinnvoll? Foto: Alex Papis

Reefcuts erleben wir beim Surfen alle früher oder später. Die bildhaften Namen von „Scar Reef“ auf Sumbawa und dem „Surgeon’s Table“ (Inside Section von Lance’s Right auf den Mentawaiis) bezeugen zahllose blutige Zusammenstöße zwischen Surfern und Riff.

Erst einmal geschehen, ist es wichtig, den Reefcut richtig zu behandeln. Denn besonders in tropischen Gewässern und bei Verletzungen am lebenden Riff ist das Risiko für Wundinfektionen groß. Eine Wundinfektion kann nicht nur das Ende des Surftrips bedeuten, sondern sogar richtig gefährlich werden.

Surfarzt Constantin Reiber
Selbst aquariumklares Meerwasser enthält viele Erreger. Eine richtige Behandlung von Reefcuts ist wichtig, um Wundinfektionen zu verhindern.

Viele Surfer schwören daher auf Limettensaft zur Wunddesinfektion. Das tut zwar weh, soll aber desinfizieren und so Wundinfektionen vorbeugen. Und was wehtut muss ja schließlich helfen, oder?

Wie in jedem guten Gerücht steckt auch in diesem etwas Wahrheit. Denn Limettensaft enthält Zitronensäure und wirkt tatsächlich schwach antimikrobiell. Das heißt: Mit Limettensaft kannst Du ein paar Erreger abtöten. Allerdings ist Zitronensäure vielen wichtigen Erregern ziemlich egal. Daher schützt Limettensaft nicht ausreichend vor Infektionen.

Limetten sind an vielen Surfdestinations leicht verfügbar. Für die Wunddesinfektion eignen sie sich leider nicht.

Was also tun, wenn du kein richtiges Wunddesinfektionsmittel zur Hand hast? Dafür gibt es eine einfache, schmerzarme Lösung: du kannst die Wunde einfach mit reichlich sauberem Trinkwasser ausspülen. Dafür kannst du in eine ungeöffnete Trinkwasserflasche ein Loch bohren und durch Druck auf die Flasche einen kräftigen Wasserstrahl erzeugen. Mit dem Strahl kannst du gezielt die ganze Wunde ausspülen. Wichtig: Lieber zu viel spülen als zu wenig und nur sicher sauberes Trinkwasser verwenden.

Die höllischen Schmerzen und die schwache Wirkung überzeugen dich nicht davon, auf Limettensaft zu verzichten? Dann solltest du wissen, dass Limettensaft Stoffe enthält, die eine sogenannte „phytophotoxische Dermatitis“ hervorrufen können. Konkret heißt das, dass die Kombination aus Limettensaft und Sonneneinstrahlung eine Art starken Sonnenbrand auslösen kann. Das ist zwar meistens nicht gefährlich, kann aber sehr schmerzhaft sein und monatelang braune Streifen genau dort hinterlassen, wo der Limettensaft entlanggelaufen ist. An den Händen tritt diese Krankheit übrigens häufig nach dem Mixen von Margaritas auf – weshalb sie den Spitznamen Margarita-Dermatitis bekommen.

Keine Sorge: So schlimm wie in diesem Beispiel verläuft die phytotoxische Dermatitis nur sehr selten.
Foto: Katykidk

Fazit zum Surfmedizin Mythos Limettensaft zur Wunddesinfektion: Viel Pain, no gain.

In dieser Kategorie nimmt „Surfarzt“ Dr. Constantin Reiber einige Surfmedizin Mythen unter die Lupe. Constantin ist Arzt und begeisterter Surfer. Auf seiner Website surf-arzt.de gibt er surfmedizinisches Wissen kostenlos an die Surfcommunity weiter – zum Beispiel zu Verletzungen beim Surfen.

In einem Interview  haben wir mit ihm über sein Projekt gesprochen.

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Bitte suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.

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