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Surf Basics

SURFMEDIZIN: Mythos „Urin: Wundermittel bei Quallenstichen?!“

Stell dir vor, du jubelst deinem Surfbuddy zu, während ihr über die hereinrollenden Wellen paddelt. Eine Line nach der anderen schält sich entlang des Points in die Bucht. Komisch eigentlich, dass heute gar keine Locals im Wasser sind. Mit kräftigen Paddelzügen nähert ihr euch dem leeren Take-Off Spot. Doch plötzlich spürst du einen brennenden Schmerz an deiner Hand. Schnell ziehst du die Hand aus dem Wasser, schaust dich um und realisierst: Du bist mitten in einen Quallenschwarm geraten. Noch während dir dämmert, dass das der Grund für das leere Lineup sein könnte, hat dich bereits die nächste Qualle am Fuß erwischt. Du warnst deinen Freund und ihr paddelt schnell zurück zum Ufer. Dort zeigt sich das Ausmaß der Verletzung. Rote Striemen zieren deine Hand und den Fußrücken. Und natürlich tut es höllisch weh.

Dein Buddy ist überzeugt: Bei Quallenstichen hilft Urin. Großzügig bietet er dir seine Hilfe an. Du zögerst. Urin hilft doch bei Quallenstichen – oder nicht?

An australischen Stränden liegt Essig zur Behandlung von Quallenstichen bereit. Bild: Michael Coghlan

Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Dabei ist das Urinieren auf einen Quallenstich nicht nur unangenehm, sondern kann die Vergiftung sogar verstärken. Denn Urin bringt die giftigen Nesselzellen der Quallen erst so richtig zum Feuern. Du kannst die gut gemeinte Urinspende also dankend ablehnen.

Foto: Scott Walsh / unsplash

Übrigens: Neben Urin sind in der Behandlung eines Quallenstichs die Spülung mit Alkohol oder Süßwasser ebenfalls keine gute Idee – auch darauf reagieren die Nesselzellen empfindlich.

Urin ist also kein Wundermittel gegen Quallenstiche. Doch wie sieht dann die richtige Behandlung eines Quallenstichs aus?

In einem ersten Schritt ist eine gründliche Meerwasserspülung sinnvoll – auf keinen Fall Süßwasser verwenden! So können Reste der Nesselfäden entfernt werden. Größere Tentakelreste können mit den Fingern entfernt werden. Denn in der Regel ist die Haut der Handflächen zu dick, um von den Nesselzellen harpuniert zu werden.

Außerdem kann man versuchen die Nesselzellen zu deaktivieren. Und hier wird es kompliziert.
Denn bei einigen Quallenarten, z.B. den Würfelquallen, sollte die Wunde für eine halbe Minute gründlich mit Essig gespült werden. Essig kann bei vielen Quallen nachweislich die Nesselzellen deaktivieren. Doch bei portugiesischen Galeeren sieht es schon wieder anders aus: Wissenschaftler gehen davon aus, dass Essig bei diesen Lebewesen sogar ein verstärktes Abfeuern von Nesselzellen auslösen kann. Stattdessen wird hier empfohlen, das Gift durch ein heißes Wasserbad zu neutralisieren.

Nerd-Fact: Die portugiesische Galeere ist keine Qualle. Trotzdem kann sie schmerzhafte Stiche auslösen. Foto: Enrique Ortega Miranda

Das Problem: Wer weiß schon sicher, welche Qualle der Übeltäter ist?
Daher tut sich selbst die australische Lebensretter Gesellschaft schwer, eine einfache Empfehlung herauszugeben. Ihre Empfehlung für Australien: Im Zweifel Essig verwenden, vor allem in tropischen Gewässern. Denn das Gift der der dort heimischen Würfelquallen ist besonders gefährlich.
Anschließend können eine örtliche Kühlung mit Coolpacks und Schmerzmedikamente helfen, die Schmerzen zu lindern.

Bei Symptomen, die auf eine Vergiftung des ganzen Körpers oder auf eine allergische Reaktion hinweisen, muss umgehend der Rettungsdienst alarmiert und gegebenenfalls erste Hilfe geleistet werden.

Alles etwas verwirrend? Ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Arten von Quallenstichen und der richtigen Behandlung findest du im Beitrag „Der Quallenstich – Vergiftung, Symptome, Behandlung“ auf surf-arzt.de.

Fazit

Eines ist klar: Die Urinspende deiner Surfbuddies solltest du bei einem Quallenstich dankend ablehnen. Stattdessen helfen eine gründliche Spülung mit Meerwasser, reichlich Essig oder ein heißes Wasserbad – je nach Quallenart!

In dieser Kategorie nimmt „Surfarzt“ Dr. Constantin Reiber einige Surfmedizin Mythen unter die Lupe. Constantin ist Arzt und begeisterter Surfer. Auf seiner Website surf-arzt.de gibt er surfmedizinisches Wissen kostenlos an die Surfcommunity weiter.

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung.
 Bitte suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt oder eine Ärztin auf.

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