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Sebastian Bechtel

People

BEHIND THE LENSE – Sebastian Bechtel aka Seabass

Seabass hat sich in der Surfszene als Filmmaker einen Namen gemacht und mit Tim Elter bereits zwei Surffilme gedreht. Wir haben den 23-Jährigen in Portugal getroffen.

Seabass sieht sich als Filmemacher. Das bedeutet, dass er momentan alles selbst macht, was zum Produzieren eines Films dazu gehört: Pre-Production, Regie, Kamera, Schnitt und Sound Design. Wir haben mit ihm über die Kunst des Surf-Filmens gesprochen und ihn gefragt, was ihm das Filmemachen bedeutet. 

Jo Seabass: Was steckt eigentlich hinter deinem Namen?  

Hey! Der Name “Seabass” ist im Surfcamp in Frankreich entstanden, wo ich ein paar Sommer als Surflehrer gearbeitet habe. In diesen Camps bekommt man immer Spitznamen, ob man will oder nicht. Als ich dort anfing, hatte ich längere blonde Haare und sah ein bisschen aus wie Sebastian Zietz, der hawaiianische Pro Surfer, der auch Seabass genannt wird. Irgendwann fing einer im Camp an, mich so zu rufen und dann fanden das alle irgendwie cool. Mittlerweile ist es Standard geworden. 

Surfst du auch so gut wie Zietz?

Fast ;)

Heißt „Seabass“ nicht eigentlich Seebarsch? 

Yes. Wenn ich mich hier in Europa vorstelle, wundern sich alle Leute immer über den Namen. Aber wenn ich Australier treffe, ist das für die ein ganz normaler Spitzname für Sebastian. 


Video- und Foto Equipment:

  • Body: Panasonic Lumix GH6
  • Linsen: 10-25mm f.1.7; 100-400mm f.5,6
  • Unterwassergehäuse: Ikelite Housing mit 8″ Dome Port
  • DJI Mavic Air 2S Drohne
  • Canon 518 Super-8
  • Canon AE-1 mit 50mm f.1,8
  • Olympus mju-1
  • Sony a6400 mit 24mm f.1,8

Du bist erst 23, aber hast mit MMXXI und CLANDESTINE RED  bereits zwei Surffilme produziert. Wie bist du zum Filmen gekommen? 

Es fing alles mit einer GoPro und meinen besten Kumpels an. Wir waren damals 12 Jahre oder so und hatten total Bock auf Mountainbiken und Skaten. Zu dem Zeitpunkt kam gerade die GoPro Hero 1 raus und wir hatten mega Spaß daran, mit der zu filmen. Ich habe dann angefangen, aus den Aufnahmen erste Videos zu schneiden. Daraufhin habe ich mir meine erste, eigene Kamera gekauft, das war eine Spiegelreflex, mit der man auch filmen konnte. So habe ich mir das alles Schritt für Schritt selbst angeeignet. 

 

Was machst du lieber: Filmen oder Fotografieren?

Gute Frage. Also ich muss sagen, ich mache beides sehr gern. Ich glaube tatsächlich, dass mich Filmen ein bisschen mehr fasziniert, weil es mehr Möglichkeiten bietet, eine Geschichte zu erzählen. Bei der Fotografie finde ich hingegen spannend, dass man sich wirklich nur auf diesen einen Moment und ein Bild beschränken muss. Trotzdem habe ich mehr Spaß, die ganzen Facetten des Filmemachens auszunutzen. Auch von der technischen Umsetzung her empfinde ich das Filmen als etwas anspruchsvoller. Ich mag die Herausforderung. 

Was hältst du von analog? 

Mittlerweile fotografiere ich fast nur noch analog. Für den CLANDESTINE RED Film in Indo haben wir auch viel mit einer Super-8 gefilmt. Es gibt nichts Schöneres als einen Analogfilm mit seinen ganzen Farben. Diese digitalen Sensoren, die neuere Kameras haben, schaffen es doch nie, die volle Bandbreite von Licht wiederzugeben. Ich merke tatsächlich, dass man analog echt anders fotografiert, durch die limitierte Anzahl an Bildern, die zu verschießen ist. Ein analoges Foto ist eben doch deutlich besonderer. Ich glaube, dass man durch analoges Fotografieren viel lernen kann, weil man sich deutlich mehr Gedanken macht, bevor man abdrückt. Und dann ist es natürlich immer sehr aufregend, wenn die Mail mit den Dateien zum Herunterladen kommt, und man nicht weiß, wie die Bilder geworden sind. Das ist schon spannend! 

Was stoked dich so sehr am Filme-Machen? 

Ich glaube, durch das Kreieren von Filmen kann ich bestimmte Dinge transportieren, die ich nicht anders ausdrücken kann. Die Sprache des Films, die Bilder, die Augenblicke, die Musik, das alles kann so viel mehr auslösen, als ich mit Worten kommunizieren und rüberbringen kann. Und es lässt diesen Interpretationsspielraum. Die Leute haben die Freiheit, den Film so zu verstehen, wie sie wollen, das mag ich.

Was mich so sehr am Filmemachen stoked, ist die Reaktion der Zuschauer zu sehen. Wenn du nach dem Film in die Gesichter schaust, den Ausdruck in ihren Augen siehst und sie inspirieren konntest, dann ist die ganze Arbeit davor es wert gewesen, selbst wenn du nur 50 Leute erreichst. 

Und was ist, wenn den Leuten dein Film nicht gefällt? 

Es gibt verschiedene Geschmäcker und man kann es nicht allen recht machen. Ich zeige meine Projekte vorher immer einigen Freunden und die geben mir meist komplett unterschiedliches Feedback. Für mich ist es auch voll ok, wenn meine Filme nicht jedem gefallen. Mir ist bloß wichtig, dass ich selbst dahinter stehe und stolz darauf bin. Wenn ich beim Prozess der Filmkreation inspiriert bin, Spaß habe und etwas Ästhetisches schaffen kann, dass auch noch einigen Leuten gefällt, dann bin ich happy. 

Tim Elter Air

Wie oft schaust du dir deine Filme denn selber an? 

Ehrlich gesagt habe ich irgendwann genug von meinen Filmen. Also, CLANDESTINE RED konnte ich am Ende echt nicht mehr sehen. Wenn ich einen Film ein halbes Jahr später doch wieder anschaue, fallen mir meistens viele Dinge auf, die ich beim nächsten Mal anders machen würde. Es ist eben ein Prozess.

Was fasziniert dich am Surf-Filmen? 

Ja, spannende Frage. Ich finde Wellen und den Ozean einfach unfassbar beeindruckend. Die Energie, die da übertragen wird und sich in den verschiedenen Formen, Farben und Zuständen äußert, inspiriert mich sehr. Beim Surfen kann man sie spüren und wird für einen kurzen Moment Teil von ihr. Außerdem liebe ich die Sportart und den ganzen Lifestyle drum herum.

Was ist für dich die Kunst des Fotografierens oder Filmens? 

Ich glaube, die Kunst liegt darin, die inspirierenden Geschichten im Leben wahrzunehmen und einzufangen. Wenn ich irgendwo rumlaufe, sehe ich die Welt ein bisschen in Bildern oder Szenen. Dann lasse ich mich irgendwie von meinen Instinkten leiten und fange die Momente ein, die mir besonders und ästhetisch erscheinen, die kleinen Details, an denen andere Leute vielleicht einfach vorbeilaufen. Da ist aber auf jeden Fall viel Try and Error dabei. Manche Dinge funktionieren so, wie ich es will, andere eben nicht. 

Was einen guten Regisseur ausmacht? Ich glaube, es geht darum, die ganzen Eindrücke, die auf einen einprasseln, zu filtern und die besonderen auszuwählen. 

Twinfin Ericeira

Was war das tollste Kompliment, was du für einen Film bekommen hast?

Mir hat mal jemand gesagt: “Ich hab‘ zwar keine Ahnung vom Surfen, aber fand den Film total inspirierend!” Es freut mich voll, wenn ich Leute erreichen kann, die gar nicht viel vom Surfen verstehen und nicht einschätzen können, ob eine Welle nun gut oder schlecht gesurft war. Ich bin eigentlich immer happy, wenn der Vibe überspringt. 

Welche Rolle spielt Instagram für deinen Job? 

Naja, es ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite wirken die Bilder natürlich nicht so gut, wie ausgedruckt und aufgehängt in einer Galerie. Aber ich sehe da auch viele Vorteile: Instagram connected Leute. Ich bekomme viel positives Feedback über Insta, was mich immer sehr freut. Oder Leute fragen mich nach Rat zu Film Zeugs und es macht mir super Spaß, das zu beantworten und sich auszutauschen. 

Wer sind deine Film Vorbilder?

Es gibt viele, die ich gut finde, aber um ein paar zu nennen, zu denen ich aufschaue: Morgan Maassen, Gabriel Novis, Felix Gänsicke, Chris Burkard, Benoit Lalande. 

Was inspiriert dich und was fotografierst du am liebsten?

Am meisten inspiriert mich die Natur. Am liebsten fotografiere ich Menschen in natürlicher Umgebung oder Objekte im Einklang mit der Natur. 

Du hast mit Tim Elter schon zwei Filme gemacht und ihr dreht gerade an einem neuen Projekt. Wie kam der Kontakt zustande? 

Genau, MMXII mit Tim 2021 war mein erstes Projekt in die Richtung. Der Kontakt kam total zufällig zustande. Tim und ich kannten uns nur flüchtig vom Sehen aus Frankreich. Auf Fuerte sind wir uns nochmal durch einen gemeinsamen Freund über den Weg gelaufen. Ich meinte zu Tim, ob er nicht Lust hätte, mal ’nen Surffilm zu machen und Tim hatte Bock drauf. Wir haben einfach angefangen, und dann hat es ganz gut geflowt. 

Wenn man bedenkt, wie wir das alles angegangen sind, ist der Film echt erstaunlich erfolgreich angekommen. MMXXI lief sogar auf der Saltwater Movie Night. Damit haben wir gar nicht gerechnet, denn das Projekt war echt total improvisiert. Wenn ihr gesehen hättet, wie wir da manchmal die Kamera aufgebaut haben, Wahnsinn. Ich wollte zum Beispiel so einen Slide filmen, wo die Kamera von links nach rechts wandert, habe dann paar Wasserkanister genommen, einen Besenstiel drauf gelegt und die Kamera darüber gleiten lassen. Das hat aber irgendwie funktioniert.

Wie ist deine Beziehung zu Tim? 

Beim MMXXI Film kannten wir uns ja kaum, da ging es einfach nur um das Projekt. Aber auf der Reise für den CLANDESTINE RED Dreh in Indo letztes Jahr haben wir uns richtig kennengelernt. Ich meine, was willst du machen, wenn du dir ein Zimmer mit Klo ohne Tür teilst? Mittlerweile sind wir richtige Freunde geworden :) 

Paddling Tim

Ist beim Surf-Filmen mal was so richtig schief gegangen? 

Ja, heute zum Beispiel. Da wollte ich Tim aus dem Wasser filmen und habe nach 30 Minuten meine Flossen verloren, weil ich die Leash nicht dran gemacht habe. Tja, selber Schuld. Außerdem bin ich mit Tim mal over the falls geflogen, das wäre fast schief gegangen.

Ach, und dann habe ich mit meiner Drohne einmal die Finger von Kussi, Tims Dad, zerhackt. Da sind wir mit einem kleinen Boot nach Lobos gefahren, als die Wellen riesig waren und Kussi wollte mir helfen, die Drohne zu starten. Es hat geschaukelt wie wild und er hat das Ding nicht rechtzeitig losgelassen. Alles war voller Blut und es sah aus, als hätten wir einen Thunfisch geschlachtet. Ist zum Glück alles gut ausgegangen, und man lernt ja aus seinen Fehlern.​ 

Ist es nicht total schwierig, filmen zu müssen, wenn die Wellen gut sind?

Es gibt schon Momente, wo ich Bock hätte, zu surfen. Aber es ist mindestens genauso befriedigend, einen geilen Shot im Kasten zu haben, wie eine nice Welle zu reiten. Die Wellen, bei denen es so richtig Spaß macht, zu filmen, würde ich sowieso nicht mehr selbst surfen.

Was machst du sonst so, wenn du nicht gerade Tim oder Surfen filmst?

Also, für solche Surf-Projekte schwingt schon meine größte Leidenschaft mit, weil ich gerne viel Zeit am Meer verbringe. Ich mache auch viele Werbesachen, wie das Porträt mit  Jonte Burmeister für Salzwasser in Dänemark neulich, das hat total Spaß gemacht. Sonst arbeite ich immer wieder mit Musikern wie Oscar Anton zusammen. Eine komplett andere Erfahrung und auch mega cool! 

salzwasser x Jonte

Wie finanziert ihr so einen Film wie CLANDESTINE RED?

Wir haben die Idee an verschiedene Sponsoren gepitcht, die das Projekt dann unterstützt haben. Aber bei einem Surffilm ist mir auch nicht so wichtig, ob ich damit richtig Geld verdiene oder nicht. Das ist eher so ein Passionsding. 

Kannst du dich vom Filmen über Wasser halten?

Ja. Durch die ganzen Projekte bin ich viel unterwegs und habe momentan keine feste Wohnung und theoretisch nicht so viele Ausgaben. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich mit den Leuten gut versteht und auf einer persönlichen Ebene connected ist. Und dass man sich traut, seine Arbeit zu zeigen, damit andere Menschen sehen, was man kann. Dafür ist es hilfreich, sich online gut zu präsentieren, über Social Media, eine Website, oder aktuelle Portfolios zum Beispiel.

Und klar, ich mache auch manchmal ein paar Werbeshootings, um Geld zu verdienen. Aber sobald ich mit einer Kamera draußen unterwegs sein darf, macht das eigentlich fast immer Spaß. Natürlich gibt es Sachen, bei denen ich mehr dahinter stehe, als bei anderen, aber das gehört dazu. 

Du kommst eigentlich aus Heidelberg, aber reist für deine Filmprojekte viel herum. Ist Heidelberg noch dein zu Hause? 

Nee, das kann man so nicht sagen. Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, habe ich im Moment kein richtiges zu Hause. Da war Frankreich in den letzten Jahren schon eher meine Base, die ganzen Sommermonaten über jedenfalls. Im Winter bin ich meistens irgendwo on the road. Also, gerade habe ich keine richtige Basis. 

Findest du es anstrengend, die ganze Zeit unterwegs zu sein? 

Ehrlich gesagt ist das schon ziemlich anstrengend. Vor ein paar Jahren hat es mich noch viel weniger gestört. Da fand ich es mega cool, immer hin- und herzureisen und war manchmal nur vier Wochen im Jahr zu Hause. Das letzte Jahr waren es dann doch so zwei, drei Monate. Aber mittlerweile merke ich schon, dass es auch cool ist, einen Ort zu haben, an den man wieder zurückkommen und sich einen festen Freundeskreis aufbauen kann. Meine Freunde sind halt alle überall verteilt und auch immer irgendwo in der Welt unterwegs. Ich habe schon Lust, mal über einen längeren Zeitraum eine feste Base zu haben, von der ich dann wieder losziehen kann, denn ich glaube, das Reisen wird immer ein großes Thema für mich bleiben. 

Seabass Porträt

Wäre deine Base eher in Deutschland oder eher woanders? 

Eher woanders. Ich habe letztes Jahr eine Zeit lang in einer Wohnung in Seignosse gelebt. Das hat mir schon sehr gut gefallen. Ich könnte mir vorstellen, später einmal dort in der Gegend zu bleiben, vielleicht Biarritz oder so. 

Wo willst du im Leben mal hin?

Langfristig sehe ich mich als reinen Director. Ich habe einfach viel mehr Lust auf die kreativen Sachen als den ganzen organisatorischen Kram. Mittlerweile habe ich auch eine kleine Produktionsfirma gegründet: Seaside Media. Mein Ziel ist es, weiterhin mit coolen Leuten spannende Filmprojekte zu kreieren! Ach ja, und ein kleiner Traum wäre es natürlich auch, mal einen Oskar zu gewinnen. ;) 

Nice, viel Glück! Hast du ein paar Tipps für Filmanfänger:innen?

Yes! Einfach rausgehen, Kamera schnappen und dabei nicht zu viel vom Equipment abhängig machen. Und dann auch Fehler machen, verkacken, nachfragen, von anderen Leuten lernen und weitermachen! 

CLANDESTINE RED_Wave

Hast du ein Motto, nachdem du lebst oder eine Message, die du teilen willst?

Ja, ich glaube, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will. Dieses Zitat hat mich sehr geprägt: „How big would you dream if you knew you couldn’t fail?“ Das Einzige was uns limitiert, sind wir selbst.

Verrätst du uns, warum du und Tim gerade in Portugal seid? 

Tim und ich arbeiten gerade an einem Projekt, das noch ganz am Anfang steht. Deswegen kann ich jetzt eigentlich noch nicht zu viel erzählen. Nur so viel: Wir planen etwas in Europa. ;)

Nice, wir sind gespannt. Gutes gelingen.

Merci. Ach, PS an die Leute, die das hier lesen: Wenn ihr ’ne coole Story habt oder jemanden kennt, dann sagt einfach gerne Bescheid! ​

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