Aus dem durch Rost verklemmten Fenster des Taxis bewunderte ich die Landschaft, Palmen,  Sombreros, Schnurrbärte und den kilometerlangen Sandstrand, den wir zwei Stunden Richtung Norden folgen.

Dann wird das Taxi langsamer. Über die Schultern des Fahrers durch die verstaubte Scheibe mache ich eine Wall aus Sandsäcken aus. Ich erinnere mich immer noch an jede einzelne ledrige Falte von dem Mexikaner, dessen Munitionsgürtel und Lauf einer Schrotflinte auf meiner Sitzhöhe hinter der Scheibe baumelte. Meine Sprachkenntnisse reichen schon gar nicht aus, um irgendwas zu verstehen, aber ich merke, dass selbst der Taxifahrer unruhig war.

Irgendwann aber löst sich die angespannte Szene auf und wir dürfen passieren. Wenig später werde ich in einem Dorf abgesetzt, ohne zu wissen, was die bewaffnete Straßensperre zu bedeuten hat, wo ich eigentlich war und was jetzt passieren wird. Ich bin es selber schuld, es war ja meine Entscheidung, es trotzdem zu versuchen.

Ich nahm nun zum ersten Mal die mexikanische Wärme, den wolkenlosen Himmel und die über die ganze Straße hallende spanische Musik wahr. Ich bin ein einer anderen Welt angekommen. Überraschenderweise wurde ich nicht angestarrt, ich gliedere mich eher auf einer Treppenstufe sitzend in das Straßengeschehen ein. Ich schöpfe neuen Mut und habe mit meinem nächsten Taxifahrer Glück. Nur 15 Minuten später erreiche ich die von Andi beschrieben Carbanas. Ich kann es nicht glauben!

Ein Fluss mit zahlreichen Palmen lässt es nicht nur paradiesisch aussehen, sondern erzeugt auch die perfekte Left. Der erste größere Swell kommt schon nach zwei Tagen und erweist sich doch größer als erwartet. Jedes Set bringt bis zu sechs lange und drei Meter hohe Wände, mexikanischer Art mit sich. Als meine anfängliche Nervosität versurft ist, genieße ich jede weitere Nachmittagssession, in der ich das Line-Up nur mit Riesenpelikanen teile. Ich bin komplett gestoked. Ich bin im Paradies und der Tagesablauf steht fest: Ich wache jeden Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen auf, surfe vier Sessions und falle nach dem Burrito am Abend schon um acht Uhr ins Bett.