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ferrywave liverpool

Surfspots

Surfen nach Fahrplan in den Fährwellen von Liverpool

Text & Fotos: Sascha Baltes

Viele Surfer werden schon mal von den mittlerweile berühmten Fährwellen von Barreiro in Portugal gehört haben. Fast perfekt brechende Wellen, die durch vorbeifahrende Fähren produziert werden. Sogar Garrett McNamara und Dylan Graves sind schon zu diese Wellen gereist und haben sie natürlich auch gesurft.
Sie brechen in der Flussmündung des Tejo River, wo die relativ neuen Speedfähren von Lissabon aus entlang fahren.
Früher mussten die Surfer aus Barreiro mindestens eine Stunde Autofahrt auf sich nehmen, um surfbare Wellen im Atlantik zu surfen. Doch mit der Einführung der Speedfähren wurde der Traum von einem Surfspot direkt vor der Haustüre wahr. So ähnlich sieht es auch in der Flussmündung des River Mersey bei Liverpool aus.

ferrywave Liverpool

Hier gibt es einen großen Gezeitenunterschied, der bei einer Springflut bis zu zehn Meter ausmachen kann. Perfekt also für das Surfen von Fährwellen, denn bei den meisten Spots, an denen Schiffswellen brechen, ist ein niedriger Tidenhub von Vorteil. Dadurch ist das Wasser seichter und fällt flacher ab. So können die Wellen besser brechen.
Es gibt zwei Spots bei Liverpool in der Mersey-Mündung, wo es möglich ist, saubere und meist menschenleere Fährwellen zu surfen.
Der erste und bessere der beiden Spots heißt Crosby Beach und befindet sich nördlich von Liverpool. Hier brechen die Schiffswellen am besten bei Ebbe. Es gilt hier die Faustregel: je niedriger der Tidenhub, desto besser. Wenn zusätzlich noch ein leichter Offshore-Wind dazukommt, ist es perfekt. Dann brechen hier bis zu zwei Meter hohe und saubere Linkswellen.

Der Einstieg ist hart: Man muss bei Ebbe ca. einen Kilometer Fußmarsch durch schlammigen Untergrund in Kauf nehmen, um ins Wasser zu gelangen, was mit einem Longboard unter dem Arm kein Zuckerschlecken ist. Doch wenn man einmal im Wasser ist, wird man dafür auch belohnt. Die auslaufenden Fähren fahren meistens im 20-Minuten-Takt, was für ausreichend viele Wellen sorgt. Bei perfekten Bedingungen können die Wellen hier eine maximale Höhe von zwei Metern erreichen, in der Regel aber eher 1-1,5 Meter.

Aber auf die Wellenhöhe kommt es hier nicht wirklich an. Wer sich für diesen Spot entscheidet und den Fußmarsch zum Wasser durchzieht, den erwarten hier smoothe, cleane und menschenleere Longboardwellen. Durch die harten Gegebenheiten, um ins Wasser zu gelangen, gibt es hier kaum Konkurrenz. Dies ist auch der Grund dafür, dass es von den Wellen so gut wie kein Bild- und Videomaterial gibt.

Wie schon erwähnt, handelt es sich hier nicht um kraftvolle Wellen, daher ist ein Longboard oder ein Retro Fish mit viel Volumen empfehlenswert. Man kann in Liverpool meistens länger surfen als Wellen im Ozean. Schätzungsweise sind hier Ritte von bis zu zwei Minuten möglich.
Wenn der Tidenhub dort zu hoch ist, lässt sich die Wellen auch etwas weiter nördlich am Forby Beach surfen. Hier sind die Wellen nicht so clean und lang wie am Crosby Beach, dennoch sind sie gut genug für die eine oder andere Longboardsession und das Zeitfenster für surfbare Wellen ist größer. Dieser Spot funktioniert auch bei einem höheren Tidenhub und der gewaltige Fußmarsch durch dem Matsch fällt weg.

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