Foto: Marco Entchev
Eine Kooperation aus sieben europäischen Organisationen in fünf Ländern will gemeinsam die Wende schaffen und eine innovative Methodik für das adaptive Surfen entwickeln.
In der EU gibt es schätzungsweise 120 Millionen Menschen mit Behinderungen, was etwa 15 % der EU-Bevölkerung entspricht. Menschen mit Behinderung nehmen seltener an sportlichen Aktivitäten teil, die von Sportvereinen organisiert werden, als nicht behinderte Menschen.
Die EU ist sich dessen bewusst und hat die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterzeichnet, die sich insbesondere für Maßnahmen einsetzt, die es Menschen mit Behinderung ermöglichen, gleichberechtigt an Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten teilzunehmen. Darüber hinaus hat die EU eine Strategie für Menschen mit Behinderungen (2010 – 2020) entwickelt, die darauf abzielt, diesen eine volle Teilhabe an der Gesellschaft zu gewährleisten. Auch die Europäische Kommission spricht sich in ihrer Mitteilung über die “Entwicklung der europäischen Dimension im Sport” (2011) für eine gleichberechtigte Teilnahme aller Menschen an sportlichen Aktivitäten aus.
Trotz dieses rechtlichen Rahmens gibt es viele Barrieren, die die Umsetzung beeinträchtigen.
Diese Barrieren werden traditionell auf drei verschiedenen Ebenen klassifiziert: individuell, sozial und umweltbedingt. Individuelle Barrieren beziehen sich auf die Einschränkungen durch die Behinderung an sich bzw. auf weitere psychologische und physische Aspekte. Soziale Barrieren beziehen sich hauptsächlich auf die mangelnde fachliche Vorbereitung entsprechender Berufsgruppen (z. B. Sportlehrer*innen, Vereinstrainer*innen) sowie die Anpassung (Adaption) körperlicher Aktivitäten an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Umweltbedingte Barrieren beziehen sich auf die Verfügbarkeit geeigneter, barrierefreier Sporteinrichtungen sowie auf bestehende Möglichkeiten, von reinen körperlichen Aktivitäten zum Leistungssport überzugehen.
Von Beginn an interagierten die Menschen mit dem Meer und nutzten es für Nahrung, Transport, Erholung sowie kulturelle Aktivitäten. Die positive Energie des Meeres wird uns mehr und mehr bewusst und langsam erkennen wir, dass die Gesundheit des Ozeans für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen entscheidend ist.
Das Surfen bzw. das Wellenreiten ist eine Wassersportart, die darin besteht auf einem Brett auf einer Welle zu gleiten und die Kraft des Wassers zu nutzen. Oft verbinden wir mit dem Surfen eine aufstrebende, marketinggetriebene Sportart. Doch es ist weit mehr als das. Es ist ein Sport, für viele eine Leidenschaft, in maximalem Kontakt mit der Natur, der die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen fördert.
Die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen sind durch die Forschungsliteratur anerkannt und stellen ein grundlegendes Instrument zur Förderung der Inklusion dar. Surfen ist eine großartige Alternative zu eher traditionellen Sportarten. Das Meer bietet eine außergewöhnliche Umgebung, um eine adaptierte und effektive Methodik zu implementieren; denn es ist reich an sensorischen Erfahrungen, die den gesamten Körper stimulieren. Dazu gehören u. a. die Verbesserung der Vitalfunktionen (z. B. Atmung, Herz-Kreislauf) und Muskulatur, die Stärkung des Nervensystems, die Aktivierung des Gleichgewichtssinns und die Steigerung des Selbstwertgefühls sowie des Selbstbewusstseins. Darüber hinaus stärken gemeinsame Surf- und Erfolgserlebnisse das Zugehörigkeitsgefühl und können sich positiv auf Depressionen, Angstzustände sowie Stimmungsschwankungen auswirken.
Damit möglichst vielen Menschen vom Surfen und dessen Auswirkungen profitieren können, hat sich inclusea zum Ziel gesetzt, das Surfen für Menschen mit körperlicher Behinderung zu fördern. Durch einen hochgradig partizipativen und interdisziplinären Ansatz will das Projekt eine Best-Practice-Anleitung für eine gemeinsame Lehrmethodik entwickeln und so dazu beitragen, einen gemeinsamen europäischen und internationalen Standard für diejenigen zu etablieren, die adaptive Surfunterrichts- oder Surftherapieprogramme anbieten.
Somit soll sich der Naturraum Meer auch für jene Menschen öffnen, die bisher nicht die Gelegenheit hatten, sich in diesem auszutoben bzw. zu vergnügen, sei es zu Wettkampf-, Erholungs- oder therapeutischen Zwecken. Die soziale Inklusion und Chancengleichheit, die so im Sport und im Ozean beginnt, werden somit hoffentlich auch in andere gesellschaftliche Bereiche getragen.
Partner des inclusea-Projektes sind:
- Erasmus+ Sportprogramm der Europäischen Union (Co-Finanzierung)
- La Sociedad Regional de Educación Cultura y Deporte del Gobierno de Cantabria (Regionale Gesellschaft für Bildung, Kultur und Sport der Regierung von Kantabrien, Spanien) (Leitung)
- Stadtrat von Ribamontán al Mar (Spanien)
- Surf Clube de Viana (Portugal)
- Universität von Trás-Os-Montes & Alto Douro (Portugal)
- Association Nationale Handi Surf (Frankreich)
- Liquid Therapy Foundation (Irland)
- Deutscher Wellenreitverband e.V. (Deutschland)
Für weitere Informationen empfehlen wir euch die Projektwebseite inclusea.eu oder die Kontaktaufnahme per E-Mail an: hello@inclusea.eu.