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Olympia Teahupoo Judging Tower

Olympische Spiele

Surfen bei Olympia 2024: Kritik – Was einige Locals über Olympia in Teahupo’o denken

Part 5: Wie Olympia Teahupo'o verändern könnte - Tahurai Henry, Tim McKenna und Gilbert Teave

Der Olympische Surfwettkampf 2024 ist in vollem Gange. Und zwar nicht etwa an den zahlreichen Stränden Frankreichs an der Atlantikküste, sondern auf Tahiti, in Teahupo’o, rund 15.700 Kilometer vom eigentlichen Olympia-Schauplatz Paris entfernt.

Die offizielle Argumentation der Olympiaorganisatoren dafür ist, dass sie die Spiele auf ganz Frankreich verteilen wollten, um auch die Überseegebiete einzubeziehen. Außerdem sind die Bedingungen im Sommer in Frankreich zum Surfen oft nicht optimal und Teahupo’o ist eine der besondersten Wellen der Welt. Doch nicht alle sind begeistert. Einige Locals fürchten, Olympia könnte Teahupo’o schaden.

Inhalt: 

  1. Umstrittener Bau des neuen Judging-Towers
  2. Der neue Judging-Tower steht – Ist es doch nicht so schlimm, wie gedacht?
  3. Athlet:innen wohnen auf Kreuzfahrtschiff vor Teahupo’o 
  4. Local Tuharai Henry über Olympia in Teahupo’o
Teahupoo

Foto: Matt Dunbar/World Surf League

1. Bau des neuen Judging-Towers

Die Debatte um den Bau des neuen Judging-Towers aus Aluminium ging über die Surfmedien hinaus. Zuerst warnte Local Matahi Drollet auf Instagram vor den Folgen des 5-Millionen-Dollar-Turms für den dreitägige Surf-Wettbewerb der Olympischen Spiele 2024 in Teahupo’o. Die local Community befürchtete, der Bau könnte das einzigartige Korallenriff zerstören. Die Bohrungen im Korallenriff könnten Ciguatera anziehen, eine mikroskopisch kleine Alge, die Fische infiziert und beim Verzehr krank macht. Viele Locals ernähren sich von dem, was sie im Meer fangen. Die Einheimischen argumentierten, dass der alte Judging-Tower aus Holz, der seit langem für die WSL-Events genutzt werde, genügen müsse. Sie organisierten Demos und sammelten mit einer Online-Petition über 160.000 Unterschriften. Doch die Proteste der Locals änderten erstmal nichts am Bau des neuen Kampfrichterturms. Die Olympia-Organisatoren beharrten auf dem Bau. Sie argumentierten, der Turm sei notwendig, um während des Wettbewerbs genügend Platz für Judges, Fotografen und Offizielle zu bieten. Der alte Holzturm sei zu klein und unsicher. Erst nach einem Vorfall, bei dem ein Lastkahn gegen das Riff prallte und Korallen beschädigte, verurteilte die ISA die Situation offiziell und lieferten Alternativvorschläge. Trotz allem wurde der neue Judging-Tower gebaut, immerhin etwas kleiner als geplant. Doch wie geht es dem Riff jetzt wirklich?

Teahupoo

Foto: Tim McKenna

2. Der neue Judging-Tower steht – Ist es doch nicht so schlimm, wie gedacht?

Die vom Fotografen Tim McKenna auf Instagram geteilten Drohnenaufnahmen bieten einen ersten Blick auf die neue Aluminiumkonstruktion. Tim McKenna schreibt: „Der neue Turm steht. Die Welle ist so perfekt wie nie zuvor. Die Korallen wurden nur geringfügig beschädigt, nachdem ein Kanal in der Lagune markiert wurde, um die Bauarbeiten zu erleichtern. Es wird einige Zeit dauern, um festzustellen, ob sich das Ciguatera-Vorkommen bei bestimmten Fischen in diesem Lagunenbereich drastisch erhöht hat. In der Zwischenzeit sieht die Aluminiumkonstruktion glatt aus und wurde schneller als erwartet montiert. Tahiti hat jetzt einen hochmodernen Juryturm für die nächsten 20 Jahre von Surf-Events. Er wird weiterhin jedes Jahr ab- und aufgebaut, wie der vorherige. Das Dorf Teahupo’o und die gesamte Bevölkerung sind bereit, die einheimischen Surfer @vahinefierro und @kaulivaast anzufeuern, damit sie diesen Juli in @paris2024 Gold holen. “ – Tim McKenna 

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In einem weiteren Insta-Post erklärt Tim McKenna:

“Dank des Drucks der lokalen Bevölkerung, der Naturschutzverbände und all der Menschen auf der ganzen Welt, die die SaveTeahupoo-Petition unterschrieben haben, wurde das Turmprojekt auf das absolute Minimum reduziert, um die Umwelt so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.” – Tim McKenna 

“Wie man auf den Fotos 1, 2 und 3 sehen kann, ist das Gebiet, in dem der Turm gebaut wird, sehr korallenarm. Es handelt sich um ein flaches Stück mit kleinen, verstreuten Korallenköpfen und ein paar größeren Felsen, die mit Korallen bedeckt sind. Im Laufe der Jahre haben Korallen sogar die frühere Betonkonstruktion des Turms bedeckt, wie man auf dem Video sehen kann.

Der neue Turm war nicht nur für die Olympischen Spiele gedacht. Es handelt sich um einen zusammenklappbaren Turm, der jedes Jahr für die Dauer der Veranstaltung aufgebaut werden soll. Die ausschließlich in Tahiti entworfene und gebaute Aluminiumstruktur kann endlich aus Versicherungs- und Sicherheitsgründen zertifiziert werden. Es ist eine Investition, die die tahitianische Regierung für die nächsten 20 Jahre der Surfevents in Teahupo’o getätigt hat.

Ich bin weder für noch gegen Türme. Aber wenn man in Zukunft in Teahupo’o ein professionelles Surfevent veranstalten will, braucht man einen Richterturm, um die Leistungen der Surfer richtig beurteilen zu können. Ich persönlich verdiene meinen Lebensunterhalt nicht mit dem Fotografieren von Wettbewerben und ziehe es vor, freies Surfen zu schooten. Mir wäre es egal, wenn es in Teahupo’o keine Profi-Veranstaltungen mehr gäbe.

Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass die große Mehrheit der Einheimischen die Aufmerksamkeit und das Geschäft, das WSL-Events und die Olympischen Spiele mit sich bringen, begrüßt. Surf-Events sind auch eine großartige Möglichkeit, die Leidenschaft der neuen Generation von tahitianischen Surfern zu entfachen und ihnen die Chance zu geben, zu glänzen und zu versuchen, ihren Lebensunterhalt mit ihrer Leidenschaft zu verdienen.” – Tim McKenna

“Es gibt keinen Grund für dieses #olympicbashing. Teahupo’o wird sich selbst schützen. Teahupo’o ist der Geburtsort von Mana. Wenn Teahupo’o die Olympischen Spiele nicht will, werden wir flache Brandung mit starkem Regen und Maramuu-Winden für die Veranstaltung haben. Wenn Teahupo’o den Turm nicht will, wird eine XXL-Welle ihn einreißen. Wenn Teahupoo die Olympischen Spiele will, wird es die größte Show der Welt veranstalten.” – Tim McKenna

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Hat der Turmbau also wirklich nur minimale Schäden am Riff verursacht? War die Aufregung also umsonst? Um das herauszufinden, muss das Riff wohl über einen längeren Zeitraum hinweg weiter untersucht werden.

3. Athlet:innen wohnen auf Kreuzfahrtschiff vor Teahupo’o

Ja, Teahupo’o ist ein sehr kleines Dorf. Noch gibt es hier keine großen Hotels. Wenn Tourist:innen oder Profisurfer:innen kommen, wohnen sie meist im Homestay bei den Locals. Doch wie soll Teahupo’o zu Olympia mehrere Hundert Menschen aufnehmen? Also: Wo werden die Athlet:innen während der Olympischen Spiele in Teahupo’o untergebracht?

Das olympische Organisationskomitee Tahiti stoppte die Pläne für eine Brücke, eine Hotelrenovierung und ein olympisches Dorf. Als Reaktion auf Kritik werden nun 98 % der olympischen Unterkünfte in den Häusern der Locals sein, während die Athlet:innen auf einem in der Nähe ankernden Kreuzfahrtschiff untergebracht sind. Die Aranui 5 ankert in der Bucht und ist ein schwimmendes olympisches Dorf mit 103 Kabinen für bis zu 254 Personen.

„Das Kreuzfahrtschiff ist nicht ideal, da die Motoren ständig laufen, aber es hinterlässt keinen bleibenden Schaden“, sagte die Umweltschützerin Cindy Otcenasek aus Tahiti.

 

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4. Stimmen der Locals – Befürchtungen zu Olympia in Teahupo’o

Tahurai Henry:

“Das Leben in Teahupo’o ist sehr friedlich. In unserem kleinen Dorf leben nur einige Hundert Menschen. In Teahupo’o aufzuwachsen bedeutete für mich Einfachheit. Wir haben den Wasserfall, den Fluss, das Meer, die Wellen, die Felder.

Die mediale Aufmerksamkeit für Teahupo’o erfüllt mich mit Angst, aber sie hält mich auch am Leben. Die Touristen bieten den Familien eine Einkommensquelle. Für die Jugend ist es eine Chance, von Profis zu lernen.

Dass die Olympischen Spiele in Teahupo’o stattfinden, ist großartig. Doch mein erstes Gefühl ist große Angst um unser kleines Dorf. Die ganze Welt wird auf Teahupo’o blicken und erkennen, dass es ein kleines Paradies ist. Viele Menschen werden kommen, Geschäfte planen, und dann folgen Hotels – das wollen wir nicht. Wir möchten ein kleines Dorf bleiben und unsere Authentizität bewahren. Die Menschen lieben uns, weil wir diese Authentizität erhalten haben.

Wenn sich die Olympischen Spiele nicht an Teahupo’o anpassen und Teahupo’o sich den Spielen anpassen muss, wird das der Anfang vom Ende sein.”

 

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Tim McKenna:

“Die Lage in Teahupo’o wandelt sich, weil daraus ein echtes Geschäft entsteht. Es gibt viel mehr Guesthouses und vor allem viel mehr Taxiboote. Diese Boote bringen Touristen zur Welle, damit sie sie bestaunen können. Das führt zu viel Verkehr auf dem Wasser. In den letzten vier bis fünf Jahren hat sich der Ort stark verändert, seit bekannt wurde, dass hier die Olympischen Spiele stattfinden sollen.”

Gilbert Teave:

“Meine größte Sorge bei Olympia ist, dass ich das Gefühl verliere, das ich hatte, als ich hier aufwuchs. Früher war es großartig, hier zu sein. Jetzt zerstören sie immer mehr. Das macht mich traurig.”

Zitate aus dem Film: Children o Teahupo’o

Header Foto: Beatriz Ryder / ISA 

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