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Tim Elter über seinen Sieg beim WSL Marokko Junior Pro 2023

Das Statement des "Champ"

Vor gut zwei Wochen holte Tim Elter den Sieg beim Morocco Mall Junior Pro Casablanca. Es ist nicht nur sein erster WSL Titel, sondern auch der erste Sieg für die Herren bei einem Pro Junior Event seit Marlon Lipke im Jahr 2004. Man könnte sagen: Der deutsche Surfsport hat Geschichte geschrieben! 

Dass es diesen Win erstmal zu verdauen galt, verstehen wir komplett. Nach der ganzen Aufregung hat uns der 19-Jährige, der nun endgültig „Champ“ gerufen wird, ein Statement gegeben. Wir haben Tim Elter gefragt, was ihm dieser Sieg bedeutet.

Tim gewinnt Marokko Junior Pro
Foto: Julian Seiffert

Hey Tim! Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten WSL Sieg! Wir freuen uns riesig für dich! Hast du deinen Sieg denn inzwischen verdaut? 

Hey! Danke euch! Yes! Aber die Zeit zum Verdauen brauchte ich auch, denn es ging alles ein bisschen drunter und drüber nach dem Contest und ich hatte sehr wenig Schlaf. Bei mir ging es direkt weiter mit einem vier Tage Fotoshooting auf Lanzarote. Aber jetzt kann ich ein bisschen durchatmen.

1. Gut! Wie waren denn die Bedingungen beim Contest in Casablanca?

Für ein WSL Event waren die Bedingungen diesmal echt ganz gut. Fern von perfekt, aber immerhin so gut, dass man auf den Set-Wellen, die selten über Kopf hoch waren, so 3-4 Turns machen konnte. Es war aber trotzdem Onshore und meist echt Choppy.

2. Wie ist der Contest für dich gelaufen? Warum hat es dieses Mal so gut geklappt?

Ich bin schon drei Tage vorher angereist, mit Didier (unserem National Trainer), seinem Sohn Sam und ein paar Freunden aus dem Deutschen Team, wie Hugo Hermening und Kekoa Hummel. So konnte ich die Tage vor dem Contest in verschiedenen Bedingungen trainieren und habe die ganze Zeit versucht, mir die besten Wellen der Session zu holen. Dieses Verhalten habe ich dann auch in die Heats mitgenommen. Ich hatte immer so 2-3 Set-Wellen pro Heat und habe wenige taktische Fehler gemacht. Abgesehen von dem Cold-Blooded Mindset war die Routine, die ich mir um meinen Alltag aufgebaut hatte, sehr ausschlaggebend. Ich habe jeden Tag zur festen Uhrzeiten dasselbe gemacht, und sehr zielstrebig und fokussiert gehandelt.


Mein Motto war so wie immer: Focus on yourself, nothing else matters.

Nach den Heats bin ich aber immer komplett aus dem Competition Mindset raus, habe mein Handy weggelegt und mich anderweitig beschäftigt. Ich habe ein paar Erkundungstrips mit meinen Freunden zu einem Souk (Markt) in Casablanca gestartet. Das war mehr als spannend und wir haben ein paar coole Bilder gemacht.

 

3. Bei unserem letzten Interview meintest du, dein Traum sei es, mal einen Taste von einem Junior QS Finale zu bekommen. Hast du mit dem Sieg gerechnet?

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich mein Ziel für dieses Jahr so schnell erreiche. Ich hatte in mehreren Artikeln und Podcasts erwähnt, dass ich mal ein WSL Pro Junior Finale surfen will, habe aber nicht gedacht, dass ich das erste Event des Jahres mit nach Hause nehmen kann.

Mein Fokus lag allgemein darauf, Welle-für-Welle und Heat-für-Heat zu surfen. Anfangs wollte ich nur möglichst problemlos die Runde 3 und Runde 5 überstehen, da die mir im Regelfall sehr schwer fallen.

Als ich dann aber im Men-to-Men Heat stand, war mir klar:  Ich will und ich kann gewinnen!

Contest Casablanca Junior Pro / Foto: Laurent Masurel
Foto: Laurent Masurel

Das Quarter war mit Abstand einer der schwierigsten Heats meines Lebens. Ich musste gegen Moises Dominguez surfen, der ist ein sehr guter Kumpel von mir und womöglich der Mensch, mit dem ich am meisten Heats gesurft bin. Wir surfen gegeneinander, seit wir 9 Jahre alt sind, wissen wie der andere tickt und waren beide nie zuvor in einem Quarterfinal. Die Show war garantiert! Moi hat in unter 5 Minuten ein Total von 12,33 gesurft, weil mir 2 große Fehler unterlaufen sind. Ich wusste also, ich brauche eine Bombe, um zurück in den Heat zu kommen. Mit noch 11 Minuten auf der Uhr habe ich dann eine 7,83 gesurft und kurz danach eine 4,90, somit knapp an Moi vorbei und ins Semifinale.

Im Semi war ich sehr dominant und konnte Paco Alonso schlagen. Im Finale musste ich  aber gegen Afonso Antunes surfen, einer der besten portugiesischen Nachwuchs-Talente. Ich habe es geschafft, den Heat gut zu eröffnen und mir durch seine Fehler Vorteile zu verschaffen. So konnte ich nach 30 Minuten mit soliden 12,06 Punkten seine 7,60 schlagen.

4. Wie hast du dich nach dem Sieg gefühlt? Konntest du es glauben?

Es war tatsächlich etwas surreal. Ich war sehr, sehr glücklich aber auch erleichtert, dass der Druck, den ich über die Tage aufgebaut hatte, komplett verschwunden war. Definitiv ein krasser Dopamin Rush. In manchen Momenten war ich auch überfordert und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, oder ob ich allgemein was fühlen sollte.

5. Was bedeutet dir dieser Sieg?

Es repräsentiert die Arbeit und Zeit, die ich seit Jahren in mein Surfen stecke. Und es macht mich stolz zu sehen, dass ich mit meiner Arbeit und mit Hilfe von Trainern, Freunden und Familie dazu in der Lage bin, Ergebnisse zu erzielen, von denen viele denken, dass sie nicht möglich sind. Ich bin auch sehr glücklich, dass ich die Chance hatte, den ganzen Wettkampf über zu zeigen, was ich eigentlich kann und es durch meine Consistency geschafft habe, das Event zu dominieren. Es ist auch eine Motivation, weiter zu machen und noch härter zu trainieren, als ich es eh schon tue, damit solche Ergebnisse häufiger vorkommen.

6. Als wir gemeinsam in Portugal waren, bist du bei echt schlechten Conditions surfen gegangen: bei dollem Wind und Closeouts. Du meintest, das sei eine gute Übung, weil bei QS Events oft solche Bedingungen herrschen. Hat dich dieses Training weitergebracht?

Ja klar! Die eine Session alleine würde mir nichts bringen, aber da ich immer surfen gehe, wenn es schlecht ist, habe ich gelernt, auch in miserablen Wellen noch mein Potential abzurufen.

Tim Elter (DEU) in the Round of 16 at the Junior Pro Morocco Mall at May 6, 2023 Ain Diab, Casablanca. Morocco.
Foto: Laurent Masurel

7. Was treibst du in nächster Zeit?

Ich war jetzt die letzte Woche in der Schweiz, um in Alaia Bay Airs zu trainieren.
Nächste Woche trete ich bei der German Open an. Nachdem ich letztes Jahr im Finale von Lenni Jensen geschlagen wurde, möchte ich dieses Jahr gewinnen.

8. Auf Instagram hast du geschrieben, der Sieg sei für deine Eltern, warum?

Meine Eltern sind die, die mich unterstützen, seit ich klein bin. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Deswegen ist es mehr als fair, ihnen den größten Erfolg meiner bisherigen Karriere zu widmen.

9. Wie geht es nach diesem Junior Pro Sieg weiter? Hast du Aussichten auf die World Junior Championships?

Da ich mein Ziel für dieses Jahr schon erreicht habe, habe ich eigentlich keinen Druck mehr, irgendwem oder mir selber was zu beweisen. Trotzdem werde ich versuchen, die Tour dieses Jahr zu gewinnen und somit zur WM zu fahren, um mich mit den besten Juniors der Welt zu messen.

Tim Elter Junior Pro Morocco Mall at May 6, 2023 Ain Diab, Casablanca. Morocco.
Foto: Laurent Masurel

10. Was ändert sich nach diesem Sieg für dich?

Nichts, ich bin für meine Eltern immer noch der Sohn und für meine Freunde immer noch der Kumpel. Mir ist bewusst, dass ich Geschichte geschrieben habe, für das deutsche Surfen, aber ich bin immer noch der gleiche Mensch wie vorher.
Ich versuche allgemein meine Karriere so gut wie es geht von meinem Privatleben zu trennen. Auf der sportlichen Ebene habe ich mir den Respekt von vielen Leuten verdient.
Ich hoffe, ich kann Nachwuchssurfer:innen (besonders aus Deutschland) dazu motivieren, an sich zu glauben und für ihre Träume hart zu arbeiten.

11. Was hast du direkt nach dem Sieg gemacht? Wie hast du ihn gefeiert?

Nach dem Sieg musste ich direkt zum Flughafen um zu einem 4 Tage Shooting zu fliegen, was am nächsten morgen losging. Ich saß dann abends kurz vor 12 allein vor einem Döner in Barcelona und da ist mir klar geworden, dass das Leben ganz normal weitergehen würde und sich an mir nichts verändert hatte. Ich habe den Sieg also die Tage danach erstmal nicht gefeiert. Ganz im Gegenteil, ich war körperlich müde und langsam und vom Verhalten her eher desinteressiert und abgeneigt der Situation gegenüber. Emotional habe ich mich nur leer gefühlt. Nicht traurig, sondern leer, ohne Emotionen und kalt.
Nach 4 Tagen, als ich nach Hause zu meiner Familie und Freunden durfte, war meine Laune wieder besser und ich konnte den Sieg und alles drum herum wieder genießen.​

Foto: Julian Seiffert
Foto: Julian Seiffert

Danke, dass du diese Emotionen mit uns teilst! Dann dir erstmal noch ein bisschen Ruhe vor der German Open und wir sehen uns in Seignosse! 

Yes, bis dann! :)​​

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