Eine Reise ins Ungewisse ist immer wieder ein ganz besonderes Gefühl. Selbst unserem Reiseexperten und „Stormrider Guide“-Autor Antony Colas geht es dabei nicht anders. Bei seinem letzten Trip auf die Nord-Molukken am Arsch Indonesiens scorte er wieder einsame Inseln und unvergessliche Eindrücke. Also, nichts wie hin da! Antony sagt euch, worum es bei dieser ungewöhnlichen Destination geht.
Die Nord-Molukken sind ein mystisches Archipel am äußersten Rand von Indonesien. Es ist schwer zugänglich, abgelegen von jeglicher Zivilisation und Ort vieler sehr aktiver Vulkane und mächtiger Erdbeben. Im Schnitt jede Woche einmal rüttelt dort die Erde. Aber auch die dicken Wellen des Nordpazifiks rütteln immer wieder ordentlich an der Küste und man kann denselben Swell surfen, der vor Papua-Neuguinea für Spaß sorgt.
Aber erst mal ein bisschen zur Geschichte dieser Inseln. 1521 entdeckte der alte Magellan auf seiner dreijährigen Weltumsegelung die „Gewürzinseln“, wie er sie nannte. Fünf Schiffe und über 230 Seeleute führte er damals auf seiner Expedition an und brachte schließlich tonnenweise feinste Gewürze zurück nach Spanien. Spaniens König Karl I. sorgte dafür, dass die tapferen Seeleute reichlich für ihren Mut und die Gewürze belohnt wurden, so dass diese bis ans Ende ihrer Tage ein feines Leben führen konnten. Doch die Nord-Molukken gerieten schnell wieder in Vergessenheit, um erst im Zweiten Weltkrieg wieder für Schlagzeilen zu sorgen. Die Amerikaner unter Führung von General McArthur nutzten die nördlichste Insel Morotai als wichtigen Stützpunkt im Kampf gegen die Japaner. Innerhalb von wenigen Wochen wurden ganze sieben Landebahnen in den Dschungel gehauen, um den US- Truppen als Einflugschneise zu dienen. Überrascht von der Invasion versteckte sich der japanische Soldat Nakamura im Dschungel getreu dem Motto „Wer aufgibt, verliert“. Irgendwann gab er dann aber doch auf, denn es hatte ihm wohl jemand gesteckt, dass der Krieg inzwischen vorbei war – seit 28 Jahren… In Japan wurde er für die Treue zum Land als Volksheld gefeiert. Irgendwie trotzdem blöd für ihn gelaufen.
Wie dem auch sei, eine friedlichere Invasion, nämlich durch die Surfer, dürfte als Nächstes anstehen. Erste Eindrücke konnte ich bei einem Erkundungs-Trip 2004 mit einem Haufen Pros und den Fotografen John Callahan und Alan van Gysen (beide langjährige SURFERS-Foto- grafen) sammeln. Ich war überwältigt von der unglaublichen Schönheit der Spots! Damals veranstaltete Rip Curl eine Art Contest dort, was kurzzeitig zu einigem Medieninteresse führte. Ich veröffentlichte ein paar der jungfräulichen Spots im „World Stormrider Guide 3“ (erschienen 2009) und hatte das Privileg, einigen ihren Namen zu verpassen. Natürlich ließ ich einige Spots außen vor aus Respekt den Locals gegenüber.
Nun kam ich nach acht Jahren zurück und es hat sich nicht wirklich viel verändert. Wir trafen auf eine Hand voll Surfer im Ort Sopi auf Morotai, das war es aber auch schon. Doch es wird sich jetzt wohl einiges ändern, inzwischen steuern sechs Surf-Charterboote von Bali aus die Inseln an, was immer noch nicht wirklich viel ist, vergleicht man das Aufkommen an Booten in anderen Regionen Indos.
Wir haben am Ende rund drei, vier neue Spots gesurft mit wirklich richtig gutem Potenzial. Und es gibt immer noch sehr viele neue Wellen zu entdecken! Wer von euch auf traumhafte Natur steht, wird von den Nord-Molukken begeistert sein. An jeder Ecke fühlt man sich wie im Film „Herr der Ringe“! Neblige Regenwälder, aktive Vulkane, riesige Wasserfälle und die wildesten Geräusche, die einem aus dem Urwald entgegenschallen, machen einen Trip hierher zu einem wahren Abenteuer. Der Surf könnte als jungfräulich bezeichnet werden, doch wo immer ein Dorf an einem Spot liegt, findet man bereits Kinder auf selbst gebauten Holzplanken im Wasser surfen. Und das jetzt nur so als Tipp: Die Kiddies haben echt Talent und ich bin mir sicher, sobald sie Zugang zu echten Surfbrettern haben werden, surfen sie besser als du!
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BESTE ZEIT FÜR WELLEN: Die Nordost-Swells aus dem Pazifik sind sicher nicht so gut wie der Swell aus dem Indischen Ozean, der das westliche Indonesien verwöhnt. Wir sprechen hier von Swell mit relativ kurzen Perioden. Wirklich gut wird es oft nur zwischen Dezember und Februar. Boat-Trips werden in der Regel von Mitte Dezember bis Mitte März angeboten.
AIRLINES, UNTERKUNFT, MIETWAGEN: Über den Ternate Airport (TTE) ist es am einfachsten, auf die Inseln zu kommen, auch wenn der Flughafen etwas abgelegen von den Spots liegt. Von Jakarta (CGK) gehen täglich mehrere Flüge mit Garude, Batayia oder Lion Air dorthin. Wir sind mit Batavia Air dorthin und zahlten 290 US-Dollar hin und zurück. Boardbags unter 15 Kilogramm sind for free. Der Flug geht vier Stunden. Perfekt per Boot zu bereisen.
Für einen Überland-Trip auf den Nord- Molukken solltest du mindestens drei Wochen einplanen. Das beste Paket aus Surfen und entspanntem Reisen be- kommst du sicher auf dem „Sama Sama“- Boot vom österreichischen Bali Camp: Ein elftägiger Trip kostet dich zwar 1.760 Euro, dafür sind nur maximal acht Gäste an Bord und eine freundliche Crew kümmert sich um dich.
WETTER: Du befindest dich ein bis zwei Grad nördlich des Äquators unter Nordwest- Monsun-Einfluss. Rechne also mit schweren Gewittern, wechselhaftem Wetter und Sonnenschein, der deine Haut innerhalb Minuten knusprig backen kann. Frieren wirst du auf den Nord-Molukken nicht und du wirst viele glassy Sessions ohne Wind haben!
Text & Photos: Antony „YEP“ Colas
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