Wie stehst du zum Contest- vs. Freesurf?
Eine schwierige Frage. Also grundsätzlich ist Freesurfen ohne Druck immer das Beste. Aber das Gefühl, seine Leistung auf den Moment genau abrufen zu müssen, um sich selbst zu testen, macht Spaß. Ich habe schon seit meiner Zeit beim Skifahren mit diesem Wettkampfgedanken zu tun und bin da hineingewachsen. Mir bereitet dieser Nervenkitzel einfach unglaublich viel Freude. Und die Idee, das Freesurfen auf den Wettkampf zu übertragen, finde ich faszinierend. Das wäre natürlich das Optimum, wenn man es schafft, den Heat genauso zu surfen wie beim Freeurf. Das ist das Gefühl, das man gerne haben möchte.
Und wenn man einen Heat gewinnt, ist das irgendwie das beste Gefühl überhaupt. Man möchte dieses Gefühl immer und immer wieder erleben!
Wie ist dieses Gefühl denn genau?
Das Gefühl des Gewinnens ist schwer in Worte zu fassen. Aber das Gefühl hat damit zu tun, dass sich die harte Arbeit, die ich die ganze Zeit investiere, lohnt und auszahlt. In diesem Moment vergesse ich den ganzen Stress und die vorherigen Niederlagen.
Was passiert in deinem Kopf während eines Heats?
Mein Ziel ist es, stets konzentriert zu bleiben und mich nicht auf meine Gegner zu fixieren. Vor einigen Jahren, als ich noch nicht so stark auf mein Mindset geachtet habe, war ich oft während des Wettkampfs mit meinen Gedanken in der Zukunft. Es ist natürlich sehr unvorteilhaft, wenn man gerade im Wettkampf ist und sich fragt: “Was passiert, wenn ich jetzt verliere oder gewinne? Gegen wen werde ich antreten?” Ich habe hart daran gearbeitet und bin jetzt viel fokussierter. Ich versuche immer, bei mir zu bleiben und im Hier und Jetzt zu sein, während ich alles andere ausblende.
Was bedeutet dir das Freesurfen?
Ich widme meine gesamte Freizeit meinem Training. Dabei achte ich ständig auf die Uhr oder habe einen Trainer am Strand, der simuliert, dass ich 20 Minuten lang den Heat durchpower. Deshalb komme ich tatsächlich nicht oft in den Genuss des Freesurfens. Natürlich gehe ich ab und zu mit Freunden surfen, aber selbst dann fällt es mir schwer, nicht auf die Uhr zu schauen, weil ich es einfach gewohnt bin.
Vermisst du den richtigen Freesurf?
Ich habe mich mittlerweile an mein Trainings-Surfen gewöhnt und bin ein ehrgeiziger Mensch. Wenn ich in eine Surfsession gehe, möchte ich gute Turns machen. Ich versuche auch immer, jede Gelegenheit im Wasser für ein Training zu nutzen. Aber es gibt natürlich auch Tage, an denen die Wellen klein sind, und dann gehe ich mit einem Funboard raus. Das ist dann entspannend.
Wie sieht dein Alltag aus?
Wenn ich in der Wettkampfvorbereitung bin, trainiere ich so viel wie möglich. Mein Tag beginnt gegen 06:30 Uhr, manchmal etwas früher oder später. Ich gehe zweimal täglich surfen, manchmal mit meinem Coach, manchmal alleine. Wir planen immer wöchentlich. Ich verbringe also viel Zeit im Wasser und habe wenig Raum für andere Aktivitäten. Zusätzlich arbeite ich an meinem Social Media Auftritt. Außerdem absolviere ich Off-Water-Trainingseinheiten wie Stretching, um die entgegengesetzte Bewegung nach der Zeit im Wasser auszugleichen. An Tagen, an denen ich nur einmal ins Wasser gehe, mache ich ein zusätzliches Workout. Jeder Tag sieht anders aus, je nach den vorherrschenden Bedingungen, da ich mich immer den Wellen anpassen muss.
Mein Leben richtet sich nach den Wellen.