Teahupo’o, Tahiti, French Polynesia (Foto: Matt Dunbar/World Surf League)
Der Einstieg ins Profi-Surfen
1997 machte die ASP World Tour (heute WSL) erstmals Halt in Teahupo’o, doch das Event war ein Desaster. „Wir kamen 1997 hierher, um das erste Event zu veranstalten,” sagte Steve Robertson, damals ASP-Manager für Australien. „Die Wellen waren fürchterlich. Das Wetter war grauenhaft. Wir hatten ein großes Boot. Als der Wind mitten am Tag plötzlich drehte, schleuderte es das Boot gegen das Riff und richtete großen Schaden an. Dann verließen uns die Organisatoren mitten im Event, weil ihnen das Geld ausging. Sie standen einfach auf und gingen.” Das alles zwang Steve und die restliche ASP-Crew, das Preisgeld aus eigener Tasche zu zahlen – sie standen kurz vor dem Ruin. „Das war eine schreckliche Erfahrung, und wir beschlossen, nie wieder zurückzukommen.”
Dann erhielt Steve einen Anruf von der tahitianischen Regierung. Sie versprachen, alles zurückzuzahlen, wenn die ASP ihnen die Rechnungen des Desaster-Events vorlegte. Ein Jahr später reiste die ASP wieder nach Tahiti, bereit für das Gotcha Pro in Teahupo’o – und erneut endete es im Desaster. „Es war die gleiche Geschichte – schlechtes Wetter und fürchterliche Wellen. Am Ende des Tages blieb der Ozean flach wie ein See.” Aber Raimana Van Bastolaer und Vetea Poto David, zwei einheimische Legenden aus Teahupo’o waren sich sicher, dass die Wellen kommen würden. Sie sollten Recht behalten.
„Am nächsten Morgen wachten wir auf und trauten unseren Augen nicht,” erzählte Steve. „Es war eine der unwirklichsten Erfahrungen meines Lebens. Die Wellen waren über 3,5 Meter hoch, aber nicht die Größe machte uns Sorgen. Die unfassbare Kraft der Welle war unglaublich und für ein Surf-Event völlig neu. Wir fragten uns nur, ‚können wir die Jungs bei diesen Bedingungen wirklich rauslassen?’ Wir hatten ein starkes Starterfeld und es war einfach zu perfekt, um den Contest abzublasen. Wir wussten, dass wir es schaffen können. Also taten wir es.”
Nach drei außergewöhnlichen Tagen gingen die Bilder des Gotcha Pro-Events um die ganze Welt. “In diesem und den folgenden vier Jahren erlebten wir unglaublichen Swell. Die Wellen waren so groß und mächtig, dass der Tower dreimal hintereinander umfiel. Ich erinnere mich, wie wir nach einem erfolgreichen Contest-Tag mit einem Getränk am Strand saßen und sahen, wie der Judging-Tower vor unseren Augen von einer Welle erfasst und umgestürzt wurde.”
Doch wer Teahupo’o surft, geht ein Risiko ein.  „Richie Porta und ich mussten damals eine Entscheidung treffen, obwohl wir uns nicht sicher waren, ob wir dafür wirklich qualifiziert waren – schließlich hätten wir uns niemals selbst in diese Wellen gewagt. Wir schätzten, dass etwa 25 % der Surfer:innen unbedingt hinaus wollten, 25 % damit einverstanden waren und die restlichen 50 % nichts damit zu tun haben wollten. Ich denke, mittlerweile hat sich das Verhältnis zugunsten derjenigen verschoben, die die Welle surfen möchten. Dennoch bin ich überzeugt, dass es immer noch einige Teilnehmer gibt, die hoffen, dass das Event vorbei ist, bevor ein riesiger Swell kommt.” – Steve Robertson.