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Mark Mathews

Der Wind bläst unerbittlich über das felsige Riff von Thurso East. Das Wasser hat während der O’Neill Cold Water Classics, dem nördlichsten Surf-Event der Welt, frische 9 °C. Da rutscht auch Mark Mathews schon mal mit seinem Kopf ein gutes Stück in die Jacke. Doch abschrecken können ihn solche Bedingungen kaum, ganz im Gegenteil: Der Australier hat sein Leben darauf ausgerichtet, die ungemütlichsten Wellen des Planeten zu finden und zu surfen. Warum macht man das? Wir fragten den Bra Boy bei einem heissen Tee vor dem Kamin unseres schottischen Hotels.

Am Nachmittag treffen wir uns also vor dem Kamin des „Royal“-Hotels, um uns aufzuwärmen und über seine vergangenen Jahre zu sprechen. Denn der 26-jährige „Bra Boy“ hat viel erlebt. Nicht nur den Hype, der nach Veröffentlichung des gleichnamigen Films um seine Gang entstand, und wie dieser Hype ihn, die Abbertons und seinen Stadtteil Maroubra veränderte.

In den letzten Jahren surfte er auch einige der grössten und brutalsten Wellen des Planeten und war dieses Jahr für die Billabong XXL Awards nominiert. Vor einem guten Jahr hat er bei seinem neuen Sponsor O’Neill unterzeichnet und findet momentan neben seinen Qualitäten auf der WQS heraus, wie sich Cyclopse surfen lässt, vielleicht die härteste Welle der Erde.

Surfers: Hallo Mark! Warst du schon mal in Schottland?
Mark: Ja. Vor zwei Jahren war ich bereits bei den O’Neill Highland Open dabei. Damals wurden wir von den Wellen ziemlich hängen gelassen, was echt schade war. Dieses Mal ging es aber gleich viel besser los.

Wie gefällt es dir hier oben im Norden?
Ich liebe es! Es ist was ganz anders als alle anderen Stopps auf der Tour.

Ist die Welle von Brims Nest, die heute gesurft wurde, mit irgendeinem Spot in deiner Heimat Australien zu vergleichen?
Ja, absolut. In der Nähe meines Home-Spots haben wir einen Spot, der Guillotine heisst. Die Welle bricht genau wie hier auf einem superflachen Felsvorsprung. Guillotine ist vielleicht noch ein bisschen flacher und barrelt etwas länger. Brims barrelt nach dem Takeoff und lässt dir nur Zeit für ein paar Turns. Aber ansonsten sind sie sehr ähnlich – und ich hoffe, dass ich davon hier profitieren kann.

Seit wann bist du auf der ’QS Tour dabei?
Das ist immer ein Rauf und Runter bei mir. Dabei bin ich vielleicht die letzten sechs Jahre, aber nie wirklich zu 100 Prozent. Ich war immer hier und da auf ein paar Events und bin zwischendurch immer wieder lieber auf die Suche nach grossen Wellen gegangen. Nach solch einem Trip habe ich dann wieder ein paar ’QS Events gesurft und so weiter. Vor ein paar Jahren lief es für mich allerdings mal richtig gut und bin irgendwo unter den Top 50 gelandet. Viele meinten, ich würde das Jahr darauf definitiv den Sprung auf die Dream Tour schaffen, aber dann erwischte mich eine ziemlich schlimme Verletzung an der Hüfte und ich konnte für ungefähr vier Monate nicht mehr aufs Wasser. Als ich wieder fit war, reizte mich das Big-Wave-Surfen wieder mehr.

Aber was ist dann dein Ziel dabei, wenn du nicht zu 100 Prozent auf der ’QS dabei bist?
Hm… ich will schon auf die WCT, nur macht es mir halt keinen Spass, wenn man sich nur auf eine Sache konzentrieren muss. Um es auf die Dream Tour zu schaffen, musst du es wirklich ernst angehen und so viele ’QS Events wie möglich surfen. Das heisst jedoch gleichzeitig, auch eine Menge kleiner Wellen zu surfen. Das könnte ich auf lange Sicht nicht, dafür liebe ich das Big-Wave-Surfen viel zu sehr.

Woher kommt deine Leidenschaft für solche extremen Bedingungen? Warum solch unheimliche Brecher wie Ours oder Shipstern Bluff?
Ich weiss es auch nicht. Ich hatte es irgendwann einfach mal ausprobiert und fand das Gefühl so unglaublich berauschend. In riesigen Welle gebarrelt zu werden ist wie eine Droge und du willst es immer und immer wieder haben.

Du hast dir wirklich schon mal den Hals gebrochen, oder?
Ich habe ihn mir nicht richtig gebrochen, aber ich dachte es: Als ich in Shipstern nach einem Wipe-out wieder auftauchte, hatte ich unglaubliche Schmerzen im Nacken und ein Kribbeln in den Füssen. Ich musste dringend ins Krankenhaus, aber wir waren irgendwo im Nirgendwo mit dem Boot. Von dem Moment, als ich aus dem Wasser gezogen wurde, bis zum Röngten meiner Wirbelsäule vergingen lange acht Stunden. Acht Stunden, in denen ich dachte: „Oh Gott, ich werde nie wieder surfen können!“ Doch am Ende hatte ich sehr viel Glück und es war nicht ganz so schlimm wie befürchtet.

War das der schlimmste Moment in deiner Surf-Karriere?
Ja. Ich hatte schon einige schlimme Verletzungen und Momente, aber vorher noch nie einen, in dem ich gedacht hätte, dass ich nie wieder surfen könnte.

Wie war es, danach das erste Mal wieder surfen zu gehen?
Das war echt verdammt schwer. Die Gedanken kamen immer wieder hoch und ich musste mich extrem pushen, um rauszugehen. Es ist auch nach wie vor noch in meinem Hinterkopf, wenn ich rausgehe, jedoch kann ich es inzwischen besser verdrängen.

Erzähl mal ein bisschen über deine Person: Wie bist du zum Surfen gekommen und wie aufgewachsen?
Ich bin in Maroubra [Sydneys berühmt-berüchtigter Vorort, aus dem die Bra Boys kommen; Anm. d. Red.] aufgewachsen und verbrachte dort meine Kindheit. Mein Vater war in seiner Jugend ein guter Surfer, musste aber durch sein Medizinstudium und die anschliessende Arbeit als Doktor das Brett an den Nagel hängen. Als ich dann mit etwa acht Jahren mit dem Surfen anfing, begann auch er nach der langen Pause wieder und wir verbrachten seitdem fast jeden Tag zusammen auf dem Wasser.

Ich denke, viele unserer Leser haben den Film „Bra Boys“ von den Abbertons gesehen. Wie war es, in Maroubra aufzuwachsen? Ist es so hart wie im Film?
[lacht] Für mich war es nie so heavy oder schlimm. Es gab plötzlich eine Menge Hype um die Gegend, doch wenn ich so zurückschaue auf das, was passiert ist und was ich erlebt habe, war es nicht immer einfach. Klar, es ist definitiv ein weit raueres Umfeld, in dem man aufwächst, als in den meisten anderen Städten Australiens. Okay, ich bin durch einige wirklich ungemütliche Situationen gegangen. Aber so schlimm, wie es die Medien immer wieder darstellen, ist Maroubra nun auch wieder nicht.

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